Klaus wohnt auf dem Land der Tiere. Klaus mag Ami Cat, wenn er sich nicht gerade sein Essen besorgt. Aber nicht nur Klaus mag Ami Cat. Auch die Freund*innen, die er im Winter mitbringt. Und wenn Klaus nicht aufpasst, haben sich Fuchs und Marder auch schon bedient.
Muli und Nica sind ein bisschen größer als Klaus. Deswegen brauchen sie auch viel, viel mehr leckeres Zeug. Ami Dog, V-Dog, Benevo – egal, wird alles durchgezogen.
Diese Woche könnt ihr alle zusammen eine große Lieferung mit veganer Tiernahrung an das Land der Tiere zusammenstellen. Bei uns im Shop gibt es eine kleine, feine Auswahl, die auf dem Land der Tiere benötigt wird. Für jeden dieser Artikel schenken wir euch 15 % vom Verkaufspreis und organisieren hinterher die Anlieferung an den Lebenshof.
Einfach in euren Warenkorb packen, alles bezahlen – ihr bekommt dann den Rest zugeschickt, der nicht an den Lebenshof geht. Klingt eigentlich recht einfach, und ist es hoffentlich auch! 🙂
Ein kurzer Rückblick in Bildern auf unsere Spendentätigkeiten der letzten Tage:
Bei der Weltveganwoche kamen insgesamt 450 € zusammen, die wir zu gleichen Teilen von je 90 € an die fünf Organisationen gespendet haben, die wir euch dieses Jahr vorgestellt haben!
Kurz zuvor haben wir noch eine Spendenaktion für tierretter.de gemacht, bei der immerhin 120 € zusammengekommen sind!
Und last, but not least: Wir haben mal wieder geschaut, was wir in letzter Zeit so an T-Shirts und Pullis von Hard To Port verkauft haben und kommen auf insgesamt 125 €, die dem Engagement gegen Walfang und Delfinarien zugute kommen!
Es ist wieder soweit: Weltvegantag! Wir hoffen natürlich, dass ihr morgen alle einen großartigen Weltvegantag habt!
Und auch dieses Jahr wollen wir das wieder ähnlich wie im letzten Jahr mit einer Weltveganwoche zelebrieren. Es gibt also auch dieses Mal vom 1. bis 7. November 5 % Rabatt auf unser gesamtes Sortiment (außer deutschsprachige Literatur, Gutscheine und alles im Hard-To-Port- und ARIWA-Shop) für euch. Aber eigentlich geht es uns bei der Weltveganwoche eben nicht darum, euch mit Rabatten vollzukleistern, sondern wir wollen nochmal ein wenig Geld für die Initiativen, die wir euch dieses Jahr bereits vorgestellt haben, sammeln.
Wir werden also weitere 5 % eures Bestellwertes vom 1. bis zum 7. November zu gleichen Teilen an folgende Organisationen spenden:
ausgeCO2hlt – kämpfen für den sofortigen Kohleausstieg
Watch the Med Alarmphone – organisieren Unterstützung für Flüchtende in Seenot auf dem Mittelmeer
tierretter.de – Ihre Recherchen offenbaren ein ums andere Mal das alltägliche Leid der Tiere
Ihr findet übrigens am Ende der Interviews jedes Mal Links, wenn ihr direkt spenden wollt und gerade eigentlich nichts von uns braucht. Oder für den Fall, dass ihr die 5 %, die wir euch diese Woche schenken, auch noch spenden wollt!
Vor ca. zwei Jahren haben wir bereits einmal eine Spendenaktion für tierretter.de gemacht – dieses Jahr wollen wir ein weiteres Mal für die Arbeit der tierretter sammeln. Das Interview zur ersten Aktion über die Arbeit des Vereins findet ihr hier.
Dieses Mal spenden wir 10 % des Gesamtwertes eurer Bestellungen im Zeitraum vom 19. Bis 21. Oktober an tierretter.de!
Kleiner, aber wichtiger Hinweis: In den verlinkten Videos und auf den Fotos erwarten euch angesichts der Thematik unschöne Bilder von leidenden und toten Tieren aus verschiedenen Recherchen.
Christian, was hat sich für euch in den letzten zwei Jahren verändert?
Vor zwei Jahren standen wir mit der Vereinsarbeit noch ganz am Anfang, jetzt blicken wir schon auf eine dreijährige Vereinsgeschichte zurück. Wir haben über 30 Infostände gemacht, über 20 Vorträge gehalten und wir haben viele verschiedene Aufnahmen veröffentlicht und Filmaufnahmen zu über 20 Fernsehbeiträgen beigesteuert. Wir hoffen, dass viele Menschen sich diese Bilder auch zu Herzen genommen haben und reflektieren, dass sie mit ihrem Konsumverhalten diese Tierquälerei direkt subventionieren. Besonders gefreut hat uns, dass wir in zwei Beiträgen direkt Stellung zu Tierbefreiungen nehmen konnten und wir in einem Fall sogar von einem Fernsehteam bei der Befreiung von über 20 Hühnern begleitet wurden. Denn gerade bei solchen Beiträgen ist es möglich unsere Botschaft unmissverständlich klar zu machen: Es geht uns nicht darum, dass Haltungsbedingungen verbessert werden müssen, es geht darum, dass die Ausbeutung endgültig enden muss.
Der Verein ist durch diese Beiträge bekannter geworden, das merken wir auf Strassenfesten, an dem Feedback auf unseren Kanälen, aber tatsächlich bei der Gegenseite und Lobbyverbänden der tierhaltenden Landwirtschaft. Auf einmal taucht unserer Vereinsname auch in Grafiken über die Vernetzung der ’Szene‘ auf, Schweineverbände schicken uns Fragebögen auf Grundlage von diffamierenden Trugschlüssen und Gesichter unserer Aktivisten tauchen in Foto-Collagen über die angeblich schlimmsten Aktiven der Tierrechtsszene auf. Tatsächlich schöpfen wir besonders aus diesen Gegenreaktionen viel Kraft. Wir und unsere Arbeit stellen anscheinend eine ‚Gefahr‘ dar – und das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Arbeit Früchte trägt.
Aber für euch gefährliche Situationen sind daraus noch nicht entstanden?
Nicht wirklich, wir sehen das gelassen. Wenn Vereine eine solche Arbeit wie wir machen, muss damit gerechnet werden, dass es Gegenwehr geben wird und diese auch zum Teil persönlich wird. Was bleibt einer Industrie, die Milliarden mit der Ausbeutung und dem Mord von Lebewesen verdient auch anderes übrig, wenn Menschen ihr Tun offenlegen? Alle guten Argumente haben wir: Tierschutz, Umwelt, Welthunger, Klima – der Fleischindustrie bleibt ja gar nichts anderes übrig als zu solchen Mitteln zu greifen.
Wenn einzelne Tierwirte und Tierwirtinnen in vorschnellen Reaktionen Morddrohungen (ebenfalls innerhalb der letzten zwei Jahre passiert) oder üble Beleidigungen aussprechen habe ich dafür sogar Verständnis. Das kommt ja auf beiden Seiten, auch auf denen der Tierrechtler*innen vor. Wir stehen für Gewaltlosigkeit und einen offenen Diskurs ein, deswegen thematisieren wir das auch, wenn es auf unseren Seiten zu sowas kommt. Schön ist das nicht und wir alle sollten uns dafür einsetzen, dass sowas endet. Menschlich kann ich das aber verstehen, wenn bei den Veganer*innen die Emotionen angesichts der Bilder hochkochen, oder eben auch bei den tierhaltenden Bäuer*innen, wenn das Eis immer dünner wird.
Was ich aber tatsächlich nicht nachvollziehbar finde ist, wenn große Vereine der Gegenseite, oder hochrangige Stellvertreter*innen Lügen verbreiten, völlig unangemessene Vergleiche ziehen oder absolut haltlose Unterstellungen äußern. Ich hätte gedacht, dass sie klüger wären und selber merken, wie peinlich das ist. Da hab ich mich jedoch getäuscht.
Vielleicht weil die Erfahrung, zum Beispiel aus mehreren Wahlen der letzten Zeit, zeigt, dass man mit Falschinformationen durchaus Erfolg haben kann?
Ich glaube, dass das keine bewussten Entscheidungen sind, sondern das Diskussionsklima im gesamten in den letzten Jahren gewandelt hat. Die Wiederkehr des Populismus und das Entstehen von ‚Fakenews‘ sind da nur zwei Faktoren. Ich glaube, dass Social-Media-Plattformen im Gesamten einen massiven Einfluss haben. Auf einmal kann jede und jeder sich an quasi jeder Diskussion beteilige, selbst die abstrusesten Argumente liefern und irgendwer wird schon applaudieren.
Grundsätzlich ist es ja total begrüssenswert, dass auf einmal mehr Austausch stattfinden kann, jede und jeder sich beteiligen kann – das Klima der Diskussionen hat darunter aber sehr gelitten. Dabei spielt auch die Unmittelbarkeit eine Rolle, im Newsfeed wird irgendwas gesehen und nur einen Klick weiter kann der Senf dazugegeben werden – und das wird auch getan. Emotionen, Gefühle oder eben auch Fakten werden nicht mehr reflektiert, hinterfragt. Stattdessen wird dem ersten Gefühl nachgegangen und dieses dadurch auch oft erst manifestiert. Ich sehe das aber ganz klar als ein Problem, dass wahrscheinlich die gesamte Gesellschaft umfasst und dadurch natürlich auch im Mikrokosmos der Diskussion „Tierrechte vs. Tiernutzung“ eine Rolle spielt.
Kannst du ein paar Beispiele für die Unterstellungen geben, mit denen ihr konfrontiert seid?
Die Industrie spült bei neuen Veröffentlichungen von Aufnahmen aus Tierställen fast immer das gleiche Repertoire an Argumenten ab. Dabei gibt es einerseits die inhaltlichen Argumente, dass es entweder ja alles nur Einzelfälle seien, oder gerade zu einem Zeitpunkt in dem Stall gefilmt wurde wo eine total außergewöhnliche und einzigartige Situation im Stall herschte. Und dann gibt es die konfrontativen, offensiven Argumente, mit denen versucht wird, die Ersteller*innen der Videos in ein schlechtes Licht zu rücken.
In der letzten Zeit kam dabei beispielsweise immer wieder das ‚Spendenmafia‘ – Argument, bei dem den Vereinen unterstellt wird, dass alles ja nur für die Spendengelder zu machen. Das ist natürlich (und besonders bei uns als Verein, der nicht einmal aufwendig um Spenden wirbt) vollkommen abstrus! Wir haben nicht einen einzigen Hauptangestellten, sondern vor allem Aktive, die ihre Freizeit für die Tierrechtsarbeit investieren. Von einer persönlichen Bereicherung oder ähnlichem zu sprechen ist schlichtweg diffamierend.
Natürlich ist es tatsächlich so, dass nach größeren Veröffentlichungen auch Spenden den Verein erreichen: Und zwar, weil unsere Arbeit für Menschen sichtbar wird, für gut und unterstützenswert erachtet wird und diese Menschen genau diese Recherchearbeit unterstützen möchten. Und das ist was wir mit unseren finanziellen Mitteln machen – unsere Arbeit fortführen. Und das ist ja der Punkt – die Gegenseite möchte diese Arbeit unterbinden und wenn uns Menschen Geld spenden, macht das uns möglich weiter zu arbeiten. Abgesehen davon spenden die Menschen ja freiwillig, dabei unterschlagen die Tierwirte und Tierwirtinnen gerne, dass bsplw. die Arbeit der Landwirtschaft durch erhebliche Summen subventioniert wird – und da wird kein Mensch gefragt ob er oder sie das überhaupt möchte oder nicht.
Letztens wurde uns vorgeworfen wir würden einen eigenen Rechtsstaat neben dem eigentlichen erstellen. Auch das ist an den Haaren herbeigezogen – wir üben keine ‚Selbstjustiz‘ oder ähnliches sondern suchen die öffentliche Diskussion. Witzigerweise steht dieses Argument auch in direktem Widerspruch zu einem anderen Argument, das immer wieder auftaucht – nämlich, dass wir doch lieber unsere Aufnahmen direkt und wahrscheinlich am liebsten ausschließlich an die Veterinärbehörden weitergeben sollen. Denn dann wären wir ja tatsächlich nur der verlängerte und selbsternannte Arm der Behörden – wir erstellen und veröffentlichen diese Aufnahmen aber gerade FÜR den gesellschaftlichen Diskurs und das ist genau das, was einen zivilen Ungehorsam definiert und das ist genau das, was die Fleischindustrie stört: Dass Menschen diese Aufnahmen sehen.
Im letzten Interview sind wir nicht besonders darauf eingegangen, aber ein paar wenige Glückliche, die ihr bei euren Recherchen findet, dürfen nach den Recherchen ihr Leben auf einem Lebenshof weiterführen. Angesichts des Elends ist die Entscheidung, wen ihr mitnehmt, sicherlich nicht einfach – wie trefft ihr diese Entscheidung?
Das ist immer ein moralisches Dilemma. Wir machen diese Arbeit, weil wir glauben, dass kein Mensch über Leben und Tod entscheiden sollte. Und dann stehen die Aktiven in Anlagen mit zehntausenden Tieren und haben nur Platz für einige wenige Hühner. Auf einmal stehen die Aktiven vor genau dieser Entscheidung: Wer wird mitgenommen und kann leben, wer verbleibt in der Anlage und ist somit dem sicheren Tod ausgeliefert.
Ich glaube es ist sinnvoll sich bei den Aktionen auf die zu konzentrieren, die gerettet werden können und im Anschluss aus dem Gedanken, dass viele tausende zurückgelassen wurden, Motivation für die nächste Aktion zu schöpfen.
Warum ist es überhaupt wichtig für euch, neben dem Filmen und Veröffentlichen auch einige wenige Tiere mitzunehmen?
Jedes Leben zählt. Und jedes Tier, dass aus dem Ausbeutungssystem gerettet werden kann ist es wert. Gleichzeitig ist jedes Tier, dass in dem System stirbt eins zu viel. Tierbefreiungen bleiben dabei vor allem dennoch ein symbolischer Akt. Einige wenige Tiere stehen gegen Millionen. Deswegen veröffentlichen wir diese Aktionen auch – diese Tiere sollen zu Stellvertreter*innen für all jene werden, die in den Anlagen sterben. Befreite Tiere können den Schlachtstatistiken wieder ein Gesicht geben, sie können zeigen, wie sich die Tiere verhalten, wenn sie nicht eingepfercht sind.
In den letzten Jahren wurde und wird in Teilen der Tierrechtsbewegung viel über Effektivität diskutiert. Drei Tiere aus einer Mastanlage zu befreien und sie ggf. mehrere hundert Kilometer umherzufahren wäre nach deren Maßstäben wohl eher nicht effektiv hinsichtlich des Rettens von Tieren angesichts der schieren Menge, die jeden Tag sterben. Von der Arbeit, die auf den Höfen anfällt, um diese wenigen Tiere am Leben zu erhalten, ganz zu schweigen. Diese Aspekte sind dabei leicht messbar, nicht aber der von dir erwähnte symbolische “Stellvertreter”-Aspekt. Wie steht ihr zu diesem Thema?
Natürlich kann und sollte Effektivität bei der Arbeit eine Rolle spielen. Aber die Ausmaße, die diese Diskussion in den letzten Jahren angenommen hat, sind unseres Erachtens haarsträubend. Tierbefreiungen sind ein gutes Beispiel dafür. Natürlich gibt es Zeit und Kosten, die relativ genau benannt werden können – der ‚Output‘ einer solchen Aktion dagegen kaum bis schwierig. Die ganze Diskussion beruht aber auf Messbarkeit, es ist aber schlichtweg nicht alles messbar. Die Entscheidungen sich vegan zu ernähren sind beispielsweise meiner Ansicht nach immer multifaktoriell und (so gut wie) niemals herunterzubrechen auf einen Moment. Natürlich kann es sein, dass, nachdem ein Mensch auf der Straße von einem freundlich auftretenden, gut gelaunten Aktivisten mit dem Angebot zu einer Vegan-Whatever-Week besonders häufig dazu neigt, dann auch vegan zu werden – und natürlich ist das auch wichtiger Aktivismus. Aber die Entscheidung des Menschen wird vielleicht von der Aktion getriggert sein, aber nur weil er ganz viele Einzelmomente in der Vergangenheit hatte, die ihn dazu geleitet haben. Deswegen halte ich es für falsch daraus zu schließen, dass alles andere weniger effektiv sei.
Abgesehen davon, dass ich die Berechnungen teilweise für falsch, einseitig oder eben naiv halte, geht auch dieser gesamte Gedanke in eine komische Richtung. Denn da werden tatsächlich schamlos Euro in gerettete Tiere aufgewogen, da gibt es Seiten, die ‚besonders spendenwürdige Vereine‘ empfehlen – und das sind natürlich nur jene Vereine die nach dem 1×1 der Effektivität handeln, die irgendwann mal irgendwer so festgesetzt hat. Das ist eine Kapitalisierung von Aktivismus, der mit einer gefährlichen Elitenbildung einhergeht, bei der einfach auch viele hintenüber fallen. Nehmen wir beispielsweise Menschen, die sich für Taubenschutz einsetzen. Da gibt es in quasi jeder Stadt Menschen die ihre gesamte Freizeit und jede Menge privater finanzieller Mittel in Taubenschutz stecken. Das ist eine unheimlich wichtige Arbeit – denn der Tierrechtsgedanke bedeutet ja genau da: Sich um JEDES Lebewesen zu kümmern.
Und dann kommen ein paar große Vereine und kluge Köpfe und sagen: Du rettest da nur 10 Tauben, dein Aktivismus ist ineffektiv. Das würde natürlich so explizit nie ausgesprochen werden, aber das ist das, was zwischen den Zeilen steht. Dabei sind es diese 10 Leben wert gerettet zu werden, und der Aktivismus dieser Menschen ist genauso wichtig wie der von allen anderen auch. Wir brauchen eine Bewegung die sich vollumfänglich einsetzt und eben auch die Utopie, die wir fordern, bereits praktisch so gut wie möglich umsetzt. Dazu gehören Lebenshöfe, dazu gehört Taubenschutz, und dazu gehört eben auch den ‚Wert‘ eines Tieres nicht hochzurechnen – egal ob in Profit oder Effektivität.
In dieser Hinsicht ist wahrscheinlich auch eure Arbeit schwer zu beurteilen. Zwar könnt ihr euch Einschaltquoten einzelner Sendungen anschauen, aber wie stark der Impuls eurer Recherche ist, ist dann doch schwer nachzuvollziehen, oder?
Wodurch bekommt ihr oder holt ihr euch Bestätigung, dass eure Recherchearbeit sinnvoll ist und etwas bewegt?
Natürlich gibt es Zahlen, an denen so etwas gemessen werden könnte: Zugriffszahlen auf Videos bei Youtube, Einschaltquoten der Presseberichte, Likes unter Facebook-Posts. Aber das ist alles und nichts. Wenn es gewollt wäre könnte das von uns auseinandergenommen und analysiert werden – ob das wirklich verwertbare Aussagen bringt, ist etwas anderes. Wir halten es einfach für wichtig, dass die Menschen sie selbst bleiben beim Aktivismus, sich nicht verstellen und authentisch sind! (Außer sie sind Rassisten oder ähnliches, dann sollten sie nicht sie selber sein, sondern lieber wer anders – aber nicht nur beim Aktivismus, sondern insgesamt).
Wir nehmen in Münster auch öfter Tiernotrufe an. Menschen finden ein Tier in Not und rufen uns an – wann immer es geht, fahren wir raus und versuchen zu helfen. Abgesehen davon, dass wir es als unsere Pflicht ansehen, so oft und jedem Tier zu helfen, wie es geht. Wenn die Anrufer oder Anrufer*innen danach auf unsere Homepage gehen und unsere Rechercheveröffentlichungen sehen, sollte ihnen sofort auffallen – die kümmern sich nicht nur um den Igel auf der Strasse so, sondern auch um die Tiere in der Nutztierhaltung. Das kann beispielsweise einen viel größeren Effekt haben als ein Fernsehbeitrag.
Ob wir mit unserer Arbeit etwas bewirken oder nicht, ist natürlich schwer zu messen. Besonders wenn ‚harte Fakten‘ gesucht werden. Schauen wir auf unsere letzte große Veröffentlichung zurück: Wir haben Aufnahmen aus dem Schweinestall der Landwirtschaftsministerin in NRW veröffentlicht und damit einen mittelgroßen Skandal ausgelöst. Passiert ist aber erstmal: Nichts. Die Staatsanwaltschaften werden nicht wegen Tierquälerei ermitteln, sie ist immer noch im Amt*. Was ist also die Wirkung? Wahrscheinlich wissen mittlerweile Millionen von Menschen von dem Fall, es gab zahlreiche Fernsehsendungen und hunderte Presseartikel dazu. Und gerade das Ausbleiben von Konsequenzen muss doch den Konsument*innen zeigen: Das müssen Schweine ganz legal erleiden. Und wenn von denen einige ihre Ernährung umstellen, dann ist ja schon etwas erreicht. Und bei vielen anderen sind vielleicht diese Bilder einer der Faktoren, die sie irgendwann auf der Straße zu den Menschen mit den Vegan-Flyern gehen lässt.
*tierretter.de hat übrigens nie den Rücktritt gefordert und auch keine Strafanzeige gestellt.
Vielen Dank für deine klaren Worte.
Was wünscht ihr euch ganz aktuell an Unterstützung für euren Aktivismus?
Wir erfahren eine Menge Solidarität, unter anderem durch Aktionen wie diese hier – deswegen sind wir da momentan fast wunschlos glücklich. Was uns immer freut, ist wenn sich Menschen auf unseren Seiten reflektiert und differenziert äußern und eben nicht unter jedem Post den ‚Tierquälern‘ mit Mord und Totschlag drohen. Das sollte natürlich nicht nur so auf unseren Seiten so sein, sondern am besten überall (und immer). Sicher – es ist ein hochemotionales Thema und eine erste wütende Reaktion ist da oft menschlich verständlich, aber wir wünschen uns doch alle eine Welt GANZ ohne Gewalt und das sollten wir auch so kommunizieren. Dementsprechend – danke an alle, die uns unterstützen, unsere Texte lesen, Videos anschauen, uns weiterempfehlen! Kommt gerne alle beim nächsten Infostand auf einen Schnack vorbei. Wir freuen uns!
Lieber Christian, Danke für das Interview!
Ihr könnt tierretter.de also nun mit einem Kauf bei uns im Onlineshop unterstützen (ihr erinnert euch: 10 % eures Bestellwertes vom 19. bis 21. Oktober), oder aber: Ihr spendet direkt!
Falls ihr jetzt wieder zurück in unseren Shop wollt – hier ein paar Abkürzungen:
Inside Fur – Auf Undercover-Mission in norwegischen Pelzfarmen
The Ghosts in our Machine DVD – eine Dokumentation über das Leiden der Tiere weltweit – aber auch über gerettete Tiere, die der Maschinerie entgehen konnten
We Animals – Bildband mit Fotografien von Jo-Ann McArthur, die auch in dem Film „The Ghosts in our Machine“ portraitiert wird
Captive – noch ein Bildband mit Fotografien von Jo-Ann McArthur: Hier geht es konkret um Tiere in Gefangenschaft
Animal Utopia – Hartmut Kiewert portaitiert eine Welt, in der Tiere und Menschen gleichberechtigt zusammenleben
Poster „Wiese“ – Mastanlagen zu Ruinen. So könnte es aussehen …
Rosa-Mariechen lebt auf Hof Butenland. Sie wurde als Schwein geboren, aber scheinbar wäre sie lieber eine Kuh …
Lass mich frei! – ein tolles Kinderbuch, in dem ihr durch Umblättern Tiere freilassen könnt
Wir freuen uns, nach der Aktion des letzten Monats 220 € an das Watch the Med Alarmphone zu spenden! Wichtiges Engagement, das wir sehr gerne unterstützen. Wenn ihr nochmal mehr zum Alarmphone erfahren wollt, findet ihr bei uns im Blog das passende Interview!
Über 2.400 Menschen sind bis Anfang August 2017 Schätzungen des UNHCR zufolge im Mittelmeer auf der Flucht gestorben (2016 waren es über 5.000). 120.000 haben es dagegen geschafft, vorwiegend nach Italien. Dass sie es letztlich auf europäisches Gebiet schaffen ohne zu ertrinken, daran haben neben mehreren Organisationen, die trotz widriger Umstände mit Schiffen zur Seenotrettung unterwegs sind, Projekte wie das Watch the Med Alarm Phone ihren Anteil. Hier können Flüchtende, die auf dem Mittelmeer in Seenot sind, anrufen. Bis zum Sonntag spenden wir 5 % eurer gesammelten Bestellwerte an das Watch the Med Alarm Phone. Als kleinen Anreiz bieten wir euch 5 % Rabatt auf alles im Shop (außer deutschsprachige Bücher, Gutscheine und alles in den ARIWA- und Hard To Port-Shops).
Für unser Blog haben wir Conni und Lena vom Watch the Med Alarm Phone interviewt, die sich dankenswerterweise die Zeit dafür genommen haben.
Mögt ihr kurz erläutern, was das Alarm Phone macht?
Das Watch the Med Alarm Phone ist ein Projekt, das im Oktober 2014, ein Jahr nachdem 390 Bootsflüchtlinge vor der Insel Lampedusa starben, von einem Netzwerk von Aktivist*innen in Europa und Nordafrika ins Leben gerufen wurde. Das Projekt startete ein selbstorganisiertes Call-Center für Geflüchtete, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten. Wir sind in allen drei Regionen, in denen Menschen die Seegrenzen der EU überwinden, aktiv:
In der Ägäis (zwischen der Türkei und Griechenland),
im zentralen Mittelmeer (zwischen Libyen/Tunesien und Italien),
im westlichen Mittelmeer (zwischen Marokko und Spanien).
Von Seenot Betroffenen wird durch den Anruf beim Alarm Phone eine zweite Möglichkeit gegeben, ihren Hilferuf an die Küstenwachen heranzutragen. In Echtzeit wird ein Fall dokumentiert und ggf. weitere Unterstützung mobilisiert. Auf diese Weise wird – soweit wie möglich – auf die jeweiligen Verantwortlichen Druck ausgeübt, um Menschenrechtsverletzungen, wie beispielsweise Pushbacks (illegale Rückschiebungen) zu verhindern und Leben zu retten.
In der Praxis heißt das, dass wir mit rund 30 Teams jeden Tag in drei Schichten rund um die Uhr in Bereitschaft sind. Wir arbeiten entlang gemeinsam entwickelter Standards: Alarmpläne für die verschiedenen Regionen beschreiben detailliert, wer zu kontaktieren ist und was wir von den Booten abzufragen versuchen. Desweiteren beziehen wir Informationen von Schiffstracking-Webseiten und Wetter-Onlinediensten in unsere Recherchen ein.
Wichtig ist dabei: Das Alarm Phone ist keine Rettungsnummer, aber eine Nummer, um Unterstützung und Rettung zu organisieren.
Wenn wir über ein Boot in Not informiert werden – dies geschieht meist entweder über unsere Netzwerkkontakte oder durch einen Anruf von Menschen auf dem Boot selbst – alarmieren wir in der Regel die europäischen Küstenwachen und auch zivile Akteure der Seenotrettung, wir geben aktuelle GPS-Positionen weiter und „begleiten“ und unterstützen die Boote bis zur Anlandung oder Rettung. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht auch darin, das Guthaben von Satellitentelefonen der Menschen auf den Booten online aufzuladen oder sie zu beruhigen und ihnen in verzweifelten Situationen Mut zuzusprechen.
Eine unabhängige Beobachtung und Kontrolle des Handelns – oder Nichthandelns – der Küstenwachen ist dabei ein zentraler politischer Effekt unserer Intervention. Denn unsere Kritik am Grenzregime adressiert insbesondere die politischen Verantwortlichen der EU.
Die Alarm Phone Nummer wird größtenteils im direkten Kontakt mit Geflüchteten-Communities in den wichtigen Transitländern Nordafrikas und in der Türkei verteilt. Weiterhin verteilen wir auch Info-Flyer, um über die Risiken der Überfahrt zu informieren.
Wie kam es dazu, dass das Watch the Med Alarm Phone entstand?
Vor der Gründung des Alarm Phones gab es schon seit 2011 das Projekt Watch the Med, das Seenotfälle dokumentiert und Fälle von Nicht-Rettung angeprangert und z. T. vor Gericht gebracht hat. Das Alarm Phone entstand, weil wir eine Intervention in Echtzeit wichtig finden, um nicht nur Todesfälle auf dem Meer zu dokumentieren, sondern auch eingreifen und Druck zur Rettung machen zu können. Und aus unseren Kontakten zu Geflüchteten und AktivistInnen in verschiedenen Ländern entstand ein großes transnationales Netzwerk, das auf praktischer und inhaltlicher Ebene zusammenarbeitet.
Was hat das Alarm Phone eurer Meinung nach verändert?
In etlichen Fällen haben wir es geschafft, nach Anrufen von Booten oder Kontaktpersonen von Flüchtenden Druck auf die Küstenwache auszuüben und dadurch die Rettung von Schiffbrüchigen oder auf einsamen Inseln Gestrandeten zu erreichen. Durch Beobachtung der Schiffe auf dem Mittelmeer und des Verhaltens v. a. von Küstenwachen, Frontex und Militärschiffen gerieten diese unter Rechtfertigungsdruck und können sich nicht mehr alles erlauben.
Zudem konnten wir durch Dokumentation und Veröffentlichung von Fällen, politische Analyse und Bewertung der Situation auf dem Mittelmeer und der EU-Migrationspolitik zu einer breiteren öffentlichen Diskussion beitragen.
Auch konnte durch Vernetzung über das Mittelmeer hinweg mit Aktivist*innen, Flüchtenden dort und Geflüchteten ein Beitrag zur Entwicklung solidarischer Strukturen geleistet werden. Durch Zusammenarbeit mit anderen zivilen Rettungsorganisationen konnten wir eine bessere Koordination und mehr Druck für eine gemeinsame Entwicklung von Forderungen und Durchführung von öffentlichen Aktionen erreichen.
Mit welchen Sprachen seid ihr vertreten? Klappt die Kommunikation gut?
Unser Netzwerk besteht mittlerweile aus fast 150 Aktivist*innen aus vielen Städten in ganz Europa, der Türkei und aus Nordafrika. Einige von uns haben selbst die Erfahrung machen müssen, mit einem kleinen Boot das Mittelmeer zu überqueren. Die meisten Alarm-Phone-Aktiven wirken bei den Schichtteams mit, viele helfen aber auch mit Hintergrundrecherchen, bei der Verbreitung der Nummer oder mit Übersetzungen. In den Schichten sind zum einen oftmals Menschen mit diversen Sprachkompetenzen vertreten, zum anderen können im Bedarfsfall durch die bestehenden Netzwerke schnell Dolmetscher*innen gefunden. Hierbei sind die wichtigsten Sprachen: Englisch, Französisch, Arabisch, Dari, Tigrinya, Somali, Kurdisch und manchmal westafrikanische Sprachen wie Fulla, Wolof oder Mandinka.
Wohin gebt ihr die Meldungen weiter? Schaut ihr selbst, welche Schiffe in der Nähe sind und kontaktiert dann gezielt?
Wir wenden uns immer zuerst an die federführenden Rettungszentralen, also im Zentralen Mittelmeer ans MRCC Rom, die Einsatzzentrale der italienischen Küstenwache, im westlichen Mittelmeer an die spanischen Stellen von Salvamento Maritimo, in griechischen Gewässern an die griechische Küstenwache, in Notfällen bei Zustimmung der Betroffenen dort auch an die türkische Küstenwache. Libysche und marokkanische Einsatzkräfte rufen wir normalerweise nicht an, außer wenn es in deren Gewässern um Leben und Tod geht und die Menschen auf dem Boot ausdrücklich zustimmen. Schiffe werden dann von diesen Einsatzzentralen zur Rettung beauftragt.
Wir selbst nehmen oft anschließend zusätzlich Kontakt zu zivilen Rettungsschiffen oder in manchen Fällen auch zu Handelsschiffen auf, wenn diese in der Nähe sind. Hierfür nutzen wir Online-Karten und das Know-How des Monitoring-Projektes Watch The Med. Wir als Alarm Phone können aber niemanden zur Rettung auffordern, denn alle Rettungseinsätze müssen von den genannten Zentralen koordiniert werden.
Auf dem Meer gibt es ja verschiedene Akteur*innen, zum Beispiel Frontex, Marine, Küstenwachen, private Schiffe sowie die zivilen Seenotrettungsinitiativen. Wie sind jeweils eure Erfahrungen was den Umgang mit Seenotmeldungen angeht?
Frontex und die Schiffe der Militäroperation EUNAVFOR Med/Sophia halten sich im Zentralen Mittelmeer bei notwendigen Rettungsaktionen zunehmend zurück und haben ja „Schlepperbekämpfung“ und Abschreckung als wesentliche Ziele. Die Einsatzzentrale der italienischen Küstenwache, das MRCC Rom, hat auch keine Möglichkeiten, den Standort der Militärschiffe zu sehen und direkt zu ihnen Kontakt aufzunehmen, sondern kann das nur über deren Leitungsebene. Ab und zu nehmen sie dann auch Gerettete auf und bringen sie an Land.
Der italienischen Küstenwache fehlen Kapazitäten, vor allem vor der libyschen Küste, so dass es oft lange dauert, bis sie im Einsatzgebiet sind.
Eine einheitliche libysche Küstenwache gibt es nicht, sondern mehrere, den verschiedenen Regierungsfraktionen und Milizen unterstehende Einheiten, die zum Teil auch als Schlepper agieren. Mitglieder der Einheit, die der westlibyschen und von der EU anerkannten Regierung von Sarradsch untersteht, wurden von EUNAVFOR Med trainiert und sollen jetzt verstärkt Flüchtende schon in libyschen Gewässern aufgreifen und nach Libyen zurückbringen.
Private Schiffe sind zur Rettung verpflichtet, werden auch öfter dazu aufgefordert, sind allerdings meist nicht für eine größere Zahl oft verletzter, erschöpfter Menschen ausgestattet.
Die zivilen Rettungsorganisationen haben in den letzten Monaten etwa 40 % der Seenotrettungsoperationen durchgeführt, werden aber durch Interventionen libyscher Milizen sowie durch Kriminalisierung durch europäische Institutionen zunehmend daran gehindert.
Zwischen Spanien und Marokko ist oft das Problem, dass Flüchtende von der marokkanischen Marine aufgegriffen und zurück gebracht werden, bevor die spanische Rettungsorganisation Salvamento Maritimo, mit der das Alarm Phone recht gut zusammenarbeitet, sie retten kann.
Zwischen der Türkei und Griechenland ist der Grenzverlauf oft unklar und Boote werden in die Türkei zurückgeschickt, auch wenn sie schon in griechischen Gewässern waren. Außerdem sind dort NATO– und Frontex-Schiffe zur Abschreckung präsent.
Ihr erwähntet die libyschen Küstenwachen, die ihr, wie türkische und marokkanische, nur in Ausnahmefällen kontaktiert. EUNAVFOR Med trainiert sogar diese Küstenwachen, und europäische InnenministerInnen fantasieren gerne immer mal wieder auch von „Auffanglagern“ in Libyen. Mit der Türkei gibt es gar einen schmutzigen Deal um Flüchtende dort festzuhalten. Was erwartet Flüchtende, wenn sie von den Küstenwache wieder zurück nach Libyen, Marokko oder in die Türkei transportiert werden?
In Libyen ist die Situation für die Geflüchteten absolut menschenrechtswidrig: Die politische und wirtschaftliche Lage hat sich durch den Kampf zwischen den verschiedenen Regierungen und Milizen verschärft, gewalttätige Auseinandersetzungen gehören zum Alltag. Schmuggel von Menschen und Waren, Ausbeutung von Migrant*innen und die Organisation von Überfahrten in immer seeuntüchtigeren und überfüllteren Booten sind für viele Libyer zur einzigen lukrativen Erwerbsquelle geworden. Teilweise arbeiten die verschiedenen Fraktionen der sogenannten libyschen Küstenwache mit Schleppern und Milizen zusammen, so dass auch den SAR-NGOs oft unklar ist, mit wem sie es auf See zu tun haben.
Das Alarm Phone erreichten auch Hilferufe von Migrant*innen, die in Libyen feststecken. Unterstützungsmöglichkeiten in diesem Land gibt es jedoch kaum, weil auch humanitäre Organisationen dort nicht ohne Lebensgefahr tätig sein können. Und obwohl von der IOM organisiert, ist selbst die Rückkehr in ihre Herkunftsländer für viele Geflüchtete unmöglich, weil die meisten Straßen wegen der Gefahr von Überfällen unpassierbar sind. Es drohen Entführungen und Internierungen in Lagern, in denen die Menschen misshandelt, erpresst und auch getötet werden. Die deutsche Botschaft in Nigers Hauptstadt Niamey berichtete in einer Diplomatischen Korrespondenz („Drahtbericht“) von „allerschwersten, systematischen Menschenrechtsverletzungen in Libyen.(…) Authentische Handy-Fotos und -Videos belegen die KZ-ähnlichen Verhältnisse in den sogenannten Privatgefängnissen“ So bleibt den Flüchtenden oft nur die Möglichkeit, sich wieder in die Hände der Schlepper zu begeben und zu versuchen, übers Meer Richtung Europa zu gelangen. Gerettete an Bord der Iuventa sagten: „Wir wussten, dass wir eventuell sterben, aber das war uns egal, denn wir konnten keine Sekunde länger in Libyen bleiben“.
In Marokko werden aufgegriffene Geflüchtete erst einmal in Polizeiwachen in Haft gesteckt, manchmal nach einigen Tagen wieder entlassen, aber sie sind sowohl in den Städten als auch in den Wäldern rund um die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla ständig von Razzien, Festnahmen und Abschiebungen in die Wüste oder an die algerische Grenze bedroht. Nur ein geringer Teil der Migrant*innen in Marokko wurde in den letzten Jahren unter bestimmten, relativ rigiden Bedingungen legalisiert, aber sie finden meist keine Arbeit und erhalten keinerlei staatliche Leistungen und insbesondere Schwarze sind auch mit Rassismus konfrontiert.
In der Türkei landen die Zurückgeschobenen entweder in Flüchtlingslagern oder in den Städten, wo sie versuchen, von schlecht bezahlten Hilfsarbeiten zu überleben. In viele Länder finden aber auch Abschiebungen statt, manchmal sogar in den syrischen Bürgerkrieg, und die rechtlichen und politischen Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren, sind in der Türkei angesichts von Massenverhaftungen kritischer Anwält*innen, Journalist*innen und Mitgliedern von NGOs mehr als gering.
Wie nehmt ihr die Situation auf dem Mittelmeer aktuell wahr? Was für eine Entwicklung erwartet ihr bis zum Ende des Jahres?
Das Hauptproblem ist zur Zeit die Kriminalisierung der zivilen Rettungsorganisationen mit dem Ziel, sie aus der Rettungszone zu vertreiben und ihre breite öffentliche, auch finanzielle Unterstützung zu vermindern. Das Schiff Iuventa wurde z. B. bereits wegen des Vorwurfs „Beihilfe zu illegaler Einreise“ von italienischen Behörden beschlagnahmt, Ermittlungen gegen weitere Akteure laufen. Gleichzeitig wurde die Präsenz europäischer Militärschiffe in libyschen Gewässern sowie aktuell die Ausweitung der libyschen Rettungszone beschlossen. Zivile Rettungsschiffe werden aus dieser Zone durch die Androhung gewaltsamer Angriffe, die es bereits gab, vertrieben. Außerdem wurden die zivilen Rettungsorganisationen unter Druck gesetzt, einen Verhaltenskodex (Code of Conduct) zu unterzeichnen, der u. a. die Duldung bewaffneter Polizei an Bord vorsieht und ihnen den Transfer Geretteter auf andere Schiffe verbietet. All dies wird zu mehr Rückführungen in menschenrechtswidrige libysche Lager und mehr Toten führen. Es kann sein, dass sich die Fluchtrouten dann wieder verlagern, auf jeden Fall gefährlicher und teurer werden.
Das Alarm Phone ist ja in erster Linie praktische Hilfe. Vertretet ihr auch politische Forderungen, und falls ja, welche?
Kurzfristig zielt das Alarm Phone darauf ab, Rettungsaktionen zu initiieren, um Tote und Menschenrechtsverletzungen, z. B. durch Pushbacks, zu verhindern, und wir fordern eine Ausweitung der staatlichen Rettungskapazitäten statt Abschreckung und „Schlepperbekämpfung“ durch Frontex und Militär.
Das Sterben im Mittelmeer und das Geschäft von Schleppern könnten allerdings längst Vergangenheit sein, wenn es sichere und legale Fluchtwege gäbe. Deshalb fordern wir gemeinsam mit zivilen Rettungsorganisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, eine „safe passage“ (sichere Überfahrt). Und als Alarm Phone haben wir im letzten Jahr eine Kampagne „Fähren statt Frontex“ gestartet.
Tatsächlich werden – ohne grundlegende Veränderungen – die letzten Unglücke nur der Anfang von vielen weiteren Toten im Mittelmeer sein. Daher verbinden wir unsere Echtzeitintervention mit kritischer Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen in verschiedenen Ländern gegen die Migrationskontrollen und das tödliche EU-Grenzregime.
Das Recht auf Bewegungsfreiheit steht für uns im Kontext eines umfassenden Kampfes für globale soziale Gerechtigkeit. Wichtig sind uns in diesem Zusammenhang auch transnationale Kooperationen mit Initiativen auf beiden Seiten des Mittelmeeres und die Unterstützung von Selbstorganisierungsprozessen von Geflüchteten und Migrant*innen im Transit und auf den jeweiligen Routen.
Ich stelle mir vor, dass es nicht so einfach zu verarbeiten ist, die Notfälle so nah mitzubekommen – näher als sie für viele andere in Europa jedenfalls. Was macht euch Mut und motiviert euch?
Wir machen Schichten meist mindestens zu zweit, treffen uns ab und zu lokal und transnational, machen auch Workshops zu diesen Fragen und versuchen uns gegenseitig zu unterstützen und zu stärken.
Mut machen uns:
Die Rückmeldungen geretteter Menschen
Die zunehmende Vernetzung und gemeinsamen Diskussionen und Aktionen über das Mittelmeer hinweg, wobei wir viel voneinander lernen
Die zumindest zeitweise Veränderung der gesellschaftlichen Stimmung, z. B. das Entstehen vieler ehrenamtlicher Initiativen zur Solidarität mit Geflüchteten und das zeitweise hohe Spendenaufkommen für zivile Rettungsorganisationen, einschließlich Alarm Phone – genau das soll durch die laufende Kriminalisierung zerstört werden. Deshalb müssen wir gemeinsam und verstärkt weitermachen!
Wie könnte euer Engagement am besten unterstützt werden?
Durch Spenden für uns und die zivilen Rettungsboot-Organisationen
Durch Öffentlichkeitsarbeit über unsere Aktivitäten
Durch Verbreiten unserer Nummer in migrantischen Communities
Durch Mitmachen beim Alarm Phone, z. B. in Schichten, als Dolmetscher*innen oder bei der Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung
Vielen lieben Dank für das Interview und euer Engagement!
So, Und hier nun noch ein paar passende/hilfreiche Empfehlungen aus unserem Sortiment:
Nichtstun ist keine Lösung – Hilal Sezgin darüber, was uns bremst und warum andere uns bremsen. Und warum wir dennoch aufstehen und aktiv werden sollten.
Total Liberation – Hier geht es um Aktivismus, der nicht auf Kosten anderer Kämpfe Erfolge feiern will, sondern die Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen der verschiedenen Bewegungen betont
Es ist mal wieder Zeit für ein kleines Update: Als Ergebnis unserer Spendenaktion für ausgeCO2hlt Ende Juni haben wir nun 95 € an die Gruppe gespendet. Im hier verlinkten Blogartikel findet ihr auch Infos bzw. Links, wenn ihr selbst spenden und/oder aktiv werden wollt.
Außerdem haben wir mal wieder die Bestände in unserem Hard To Port-Shop gezählt. Infolgedessen gingen 67,50 € an den Verein.
Ende Juli wird wieder ein Team vor Ort sein und Whalter Watching betreiben. Mit den Shirts könnt ihr sie dabei finanziell unterstützen.
Aufmerksamen Beobachter*innen wird nicht entgangen sein, dass wir seit dem letzten Jahr 10 Cent pro verschicktem Paket an ausgeCO2hlt spenden. Wir haben uns schon vor Jahren dagegen entschieden, Services wie DHL Go Green zu nutzen – denn wir möchten lieber direkt Projekte unterstützen, die wir gut finden. Ihr werdet euch vielleicht fragen, was die Unterstützung einer Gruppe für den Kohleausstieg bringen soll, wenn doch gepflanzte Bäumchen direkt CO2 binden. Aber was, wenn dieses Engagement den Kohleausstieg ein Jahr früher beginnen lässt? Wenn dadurch ein Braunkohle-Tagebau, oder nur ein Teil davon, verhindert wird? Und was noch besser ist: Hier werden nicht Menschen in anderen, meist deutlich ärmeren Gegenden, in die Pflicht genommen, für unseren Dreck einen Ausgleich zu schaffen, sondern es wird vor der eigenen Haustüre gekehrt.
Für die letzten beiden Jahre haben wir bereits 853 € an ausgeCO2hlt gespendet. Und mit euch zusammen wollen wir den Betrag noch ein wenig aufstocken. Zu diesem Zweck gibt es bei uns im Shop wieder eine Reihe Produkte, für die wir im Zeitraum vom 26. Juni bis 2. Juli bei jedem Kauf jeweils einen Betrag zwischen 0,50 € und 15 € an ausgeCO2hlt spenden werden. Übrigens: Für die System Change-Klamotten gehen auch sonst pro verkauftem Teil 2 € an ausgeCO2hlt!
Und nun genug der Vorrede, wir haben natürlich auch ein paar Fragen an ausgeCO2hlt gestellt:
Schön, dass du dir ein wenig Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten!
Vielleicht magst du kurz erläutern, worum es sich bei ausgeCO2hlt handelt?
Hey zusammen, erstmal DANKE für eure Unterstützung! ausgeco2hlt ist eine selbstorganisierte Gruppe, die sich für den sofortigen Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit einsetzt. Wir sind Menschen mit verschiedensten Hintergründen und setzen unseren Fokus auf das Rheinische Braunkohlerevier, der größten CO2-Quelle Europas. Wir bringen uns beispielsweise bei den jährlichen Klimacamps ein und sind mit den Menschen vor Ort in Kontakt. Außerdem sind wir in bundesweiten Bündnissen, wie beispielsweise „Ende Gelände“ aktiv und legen Wert auf eine Vernetzung mit Aktiven aus anderen Teilen der Welt.
Uns ist es wichtig, den Klimawandel als ein komplexes Problem zu begreifen, das seine Ursachen im Kapitalismus und vielen anderen Herrschaftsverhältnissen hat. Der Kohleausstieg ist daher einer von vielen Schritten, die es für das gute Leben für alle braucht.
Wie stellt ihr euch eine selbstverwaltete Energiewende vor?
Dezentralität ist ein wichtiges Stichwort für eine selbstverwaltete Energiewende. Um viele Dinge, die wir zum Leben brauchen, können wir uns selbst kümmern. Dazu gehört auch die Stromproduktion. Viele Menschen produzieren mit Solar- und Windkraftanlagen schon jetzt mehr Energie, als sie selbst brauchen. Es ist möglich, die Stromversorgung so umzubauen, dass wir nicht mehr auf große, mit fossiler Energie arbeitende Konzerne angewiesen sind. Selbstverwaltung bedeutet, dass die Menschen selbst über die Dinge entscheiden können, die sie angehen und sich so Machtverhältnisse in der Gesellschaft verschieben. Es braucht also widerstandsfähige/resiliente Gemeinschaften, die gut miteinander vernetzt sind und sich um die technischen und sozialen Aspekte kümmern.
Dieser Aufbau einer alternativen Stromversorgung geht Hand in Hand mit dem Widerstand gegen den Abbau fossiler Brennstoffe.
Was, wenn sich vielleicht viele Menschen gar nicht um ihre Energieversorgung kümmern wollen?
Natürlich muss sich nicht jede Einzelperson direkt um ihre Energieversorgung kümmern und in die Materie eintauchen. Wenn sich Menschen in Gemeinschaften und Netzwerken zusammentun ist eine Aufgabenteilung sinnvoll und schön, so dass sich Menschen mit den Themen beschäftigen können, die sie auch interessieren. Trotzdem sollte jeder Mensch die Verantwortung für den eigenen Energieverbrauch übernehmen und sich darum kümmern, möglichst wenig zu verbrauchen sowie regenerative Energie zu benutzen, die dann evtl. von anderen zur Verfügung gestellt werden.
Mit welchen Mitteln versucht ihr euer Ziel zu erreichen?
Wir arbeiten nach dem Motto „Kohleausstieg ist Handarbeit“, da wir glauben, dass eine gerechte Energiewende und auch Klimagerechtigkeit nur „von unten“ kommen kann. Daher ist der Aufbau einer breiten und organisierten Klimabewegung für uns sehr wichtig. Wir machen also Veranstaltungen, arbeiten in politischen Netzwerken und organisieren widerständige Aktionen. Zur Zeit arbeiten wir daran, neue Klimagruppen bei ihrer Gründung zu unterstützen und veröffentlichen dazu auch diesen Sommer eine Broschüre.
Eine Bewegung lebt durch persönliche Beziehungen, Achtsamkeit und Solidarität miteinander, das versuchen wir zu leben. Dabei ist es uns wichtig, dass unser Aktivismus nachhaltig ist und wir auf unsere eigenen Kapazitäten achten.
Die deutsche Politik gibt gerne vor, dass Deutschland im Klimaschutz Vorreiter sei. Gleichzeitig werden neue Kohlekraftwerke gebaut. Mit welchen Argumenten wird dieser Widerspruch gerechtfertigt?
Eins der häufigsten Argumente, das genannt wird ist die Versorgungssicherheit. Es wird behauptet, dass die Lichter ausgehen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. In solchen Fällen sei Kohle der „Partner der Erneuerbaren“. Die Schwachstellen einer zentral strukturierten Energieversorgung sind die Speicherung bzw. die Transportwege. Kohlekraftwerke sind allerdings nicht dazu in der Lage, kurzfristige Engpässe bei der Energieversorgung auszugleichen, da sie zu lange brauchen um hochgefahren zu werden.
Ein anderes wichtiges Argument sind die Arbeitsplätze, die bei einem Kohleausstieg verloren gehen würden. Das Rheinland und auch die Lausitz sind seit vielen Jahrzehnten von der Kohle geprägt. Daher ist es wichtig, dass der Ausstieg sozial gerecht gestaltet wird. Ein solcher Strukturwandel ist eine große Aufgabe, die aber von Konzernen und Politiker*innen noch immer weggeschoben wird. Es werden heute noch junge Menschen in den Kraftwerke und Tagebauen ausgebildet, obwohl alle wissen, dass der Kohleausstieg nur eine Frage der Zeit ist.
Eure Meinung zu den UN-Klimaverhandlungen?
Das Klima-Abkommen in Paris wurde von Avaaz, Germanwatch und vielen anderen als Mega-Erfolg gefeiert. Wir sehen die positive Bezugnahme auf das 1,5 Grad Ziel als einen Teilerfolg, der uns gleichzeitig das Genick brechen kann. Denn dieses Ziel ist in keiner Weise an verbindliche Maßnahmen geknüpft (auf deren Einhaltung wir im Übrigen nicht vertrauen könnten).
Die Maßnahmen, die innerhalb der Klimaverhandlungen beschlossen werden, richten sich nach der Realpolitik kapitalistischer Systeme, nach Großkonzernen und neokolonialen Herrschaftsverhältnissen und bleiben damit innerhalb der gleichen Logik, die das Problem verursacht hat. Beispiele dafür sind die marktbasierten Mechanismen wie der Emissionszertifikatehandel. Sie ändern nichts an den Ursachen für unseren ausufernden Ressourcenverbrauch, sondern bringen uns nur noch weiter in Gefahr.
Daher werden wir auch im November während der Klimaverhandlungen in Bonn nicht vor dem Konferenzzentrum protestieren, sondern im Rheinischen Revier mit unseren Aktionen zeigen, wie konsequenter Klimaschutz wirklich aussieht.
Wäre ein sofortiger Ausstieg aus der Kohle eurer Meinung nach zweifelsfrei möglich?
Wenn wir das Problem auf der technischen Ebene betrachten, können wir sehen, dass Deutschland Strom in großen Mengen exportiert. Die Gruppe Anti Atom Bonn hat ausgerechnet, dass ein sofortiger Ausstieg aus Kohle und Atom möglich ist. Detaillierte Infos findet ihr unter: http://antiatombonn.de
Aber es ist auch wichtig, zu schauen, wofür der Strom verbraucht wird. Ein großer Teil geht beispielsweise in die Waffenproduktion und ähnliche vollkommen überflüssige und schädliche Dinge.
Wenn wir in einen gesamtgesellschaftlichen Prozess einsteigen und uns fragen, was wir für ein gutes Leben FÜR ALLE brauchen, dann wird das Ergebnis sein, dass wir konsequent bestimmte Produktionsstätten abschalten müssen um Energie und Ressourcen zu sparen und Lebensräume zu erhalten. Dann ist ein sofortiger Kohleausstieg auch möglich. Und die Antwort darauf kann keine rein technische sein … ja es geht auch um technologische Lösungen und um Dämmung von Häusern, aber vor allem geht es auch darum sich selbst und das System in dem wir leben von Grund auf in Frage zu stellen.
Selbstverständlich wissen wir, dass das nicht einfach wird und mit vielen anderen Schritten zur Überwindung der Verhältnisse einhergehen muss – aber es ist angesichts der bereits jetzt auftretenden verheerenden Folgen des Klimawandels sowie lokaler Folgen von Kohleabbau absolut notwendig!
Ende August werden im Rheinland wieder Klimacamps und Aktionstage stattfinden. Was erwartet Menschen, die daran teilnehmen wollen?
Es wird in diesem Jahr zwischen dem 19.-29.8. drei Camps geben. Das Klimacamp, das Connecting Movements Camp, bei dem es darum geht, verschiedene Bewegungen noch mehr miteinander zu vernetzen und das Camp for [future], das gezielt neue Menschen ansprechen will. Bei allen Camps wird es um Bildung, Vernetzung und den Aufbau einer alternativen Gesellschaft gehen.
Außerdem finden vom 24.-29.8. vielfältige Aktionstage statt. Unterschiedlichste Akteur*innen rufen zu Demonstrationen und Aktionen auf. Es wird beispielsweise eine von NGOs und lokalen Bürgerinitiativen organisierte Menschenkette, eine Rote Linie, beim Tagebau Hambach geben. Die Gruppe Animal Climate Action wird mit einer Fahrradtour auf die Verknüpfung zwischen Tierrechtskämpfen und Klimagerechtigkeit aufmerksam machen.
Außerdem rufen verschiedene Bündnisse und Gruppe zu Aktionen des zivilen Ungehorsams auf. Ende Gelände wird mit vielen tausend Menschen Kohleinfrastruktur blockieren. JuNePA (Jugendnetzwerk für politische Aktionen) organisiert eine ungehorsame Aktion für Menschen die noch wenig Aktionserfahrung haben. Und Zucker im Tank ruft Menschen dazu auf, sich in Kleingruppen zu organisieren und eigene Aktionen auf die Beine zu stellen.
Es wird also allerhand los sein und wir freuen uns, wenn Menschen sich auf ihre eigene Weise einbringen und Widerstand gestalten.
Zuvor gab es letztes Wochenende noch eine Aktion am 24. Juni in Amsterdam, zu der ihr auch aufgerufen habt. Was steht hier an?
Unsere Freund*innen aus den Niederlanden haben eine Massenaktion des zivilen Ungehorsams für den 24. Juni im Hafen von Amsterdam geplant. Unter dem Motto „Code Rood“ gab es Aktionen im weltweit größten Gas- und Europas zweitgrößtem Kohlehafen. Daran haben sich über 300 Menschen beteiligt! Zeitgleich fand auch das erste Klimacamp in Tschechien statt, bei dem über 100 Aktivist*innen die Braunkohleinfrastruktur lahmgelegt haben.
Der Klimawandel ist ein weltweites Problem, das nicht an einem Ort allein gelöst werden kann. Daher ist es für uns wichtig, gegen alle fossilen Energieträger aktiv zu werden und unsere Freund*innen in anderen Ländern zu unterstützen.
Um euer Ziel zu erreichen greift ihr zu Mitteln des zivilen Ungehorsams. Daher ist Repression natürlich auch bei euch Thema. Für 2015 gab es kürzlich Freisprüche. Wie ist ansonsten der Stand bei euch?
Gerade sind wir viel mit sogenannten Unterlassungsverpflichtungserklärungen beschäftigt. RWE fordert Menschen auf, sich zu verpflichten das Betriebsgelände nicht mehr zu betreten. Diese Form der Repression gehört zum Zivilrecht, mit dem politische Bewegungen bisher noch wenig Erfahrung haben. Im Gegensatz zum Strafrecht fallen hier besonders hohe Prozesskosten und Anwaltskosten an. Die Kampagne „Unten lassen statt unterlassen“ organisiert Unterstützung für Menschen mit Zivilklagen und freut sich über Spenden.
Auch gegen Menschen aus dem Hambacher Forst gibt es immer wieder Verfahren und einige saßen in den letzten Jahren mehrere Monate in Untersuchungshaft. Das Wiesencamp neben dem Wald ist auch gerade juristisch umkämpft und braucht Unterstützung bei den Prozesskosten.
Und auch wegen Ende Gelände 2015 laufen die Prozesse weiter. Wir freuen uns über die Freisprüche und sind gespannt, wie sich die Situation weiter entwickelt. Es sieht so aus, dass die Umfriedung des Tagebaus Garzweiler nicht ausreichte, damit ein Betreten des Tagebaus juristisch als Hausfriedensbruch gewertet wird. Dennoch gibt es weitere Prozesstermine, auch wegen anderer Vorwürfe. Detaillierte Infos dazu könnt ihr auf der Homepage der Anti Repressionsgruppe Rheinisches Revier (AntiRRR) nachlesen.
Wie könnt ihr unterstützt werden?
Wir freuen uns, wenn Menschen selbst aktiv werden, zum Beispiel im August im Rheinland. Außerdem freuen wir uns, wenn Menschen bei uns mitmachen oder uns mit ihren Talenten unterstützen wollen. Meldet euch gerne bei info@ausgeco2hlt.de Toll ist es auch, wenn Menschen sich selbst organisieren und in ihrer Region gegen den Klimawandel und für das gute Leben aktiv werden. Wir brauchen für unsere Arbeit auch Geld, daher sind auch Spenden hilfreich.
Vielen Dank an ausgeCO2hlt für das Interview!!
Und wenn ihr mögt, könnt ihr mit eurem Einkauf zwischen dem 26. Juni und 2. Juli einen Beitrag zu unserer Spende an das Bündnis leisten. Wir haben eine Auswahl verschiedener Artikel zusammengestellt, für deren Verkauf wir jeweils einen festen Betrag spenden werden.
Und hier nun noch ein paar passende/hoffentlich hilfreiche Empfehlungen von uns:
Total Liberation – Hier geht es um Aktivismus, der nicht auf Kosten anderer Kämpfe Erfolge feiern will, sondern die Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen der verschiedenen Bewegungen betont
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