Free Animal – Interview mit Angelika Jones

… eine Vision, die ganz vielen Lebewesen inzwischen ein festes zu Hause, frei von Ausbeutung und Nutzen gibt. Free Animal unterstützt Lebenshöfe sowohl finanziell, als auch bei der  Öffentlichkeitsarbeit, und kämpft für eine Welt, in der jedes Tier ein freies Leben führen kann. Angelika Jones hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und ein paar Fragen beantwortet, die euch das Projekt näher bringen sollen.

Erzähle doch zu Anfang etwas über Free Animal? Wie Idee und Gründe dafür aufkamen, das anfängliche Projekt zu starten?

Die Idee war eher eine Vision. Wir wollten einen Raum frei von Ausbeutung und Herrschaft auch für sogenannte Nutztiere schaffen. Die Idee kam 1995, nachdem ein Tierrechtler Pferde und Kühe bei sich aufgenommen hatte. 1996 gründete sich der Verein Free Animal e.V. und der erste Lebenshof, den wir unterstützen, entstand aus dieser Idee heraus.

Wie kam es dann zur Eigenständigkeit gegenüber des gestarteten Projekts der tierbefreier? Auch um eine eigenständige Notwendigkeit aufzuzeigen? Erst Tierbefreiung, dann Lebenshof suchen?

Free Animal war von Anfang an ein selbständiger Verein und gemeinnützig. Wir haben als Projekt bis 2011 mit den tierbefreiern zusammengearbeitet, dann haben wir uns aus verschiedenen Gründen, die im Unterschied zwischen Theorie und Praxis lagen, getrennt. Es wurde auch kein Lebenshof gegründet, um ausschliesslich für „befreite“ Tiere ein Zuhause zu finden, die ersten waren ja schon da und brauchten finanzielle Unterstützung. Klar folgten dann sehr schnell andere „befreite“ Tiere, ob aus offenen Tierbefreiungen, schlechter Haltung oder Massentierhaltungen.

Du sagtest ja schon, dass sich der erste Lebenshof auch im Zuge der Vereinsgründung entwickelt hat. Wie kamen und kommen weitere Zusammenarbeiten zustande? Wählt ihr Höfe aus? Sind es Netzwerke, oder können Menschen, die einen Lebenshof für Tiere anbieten, nach Unterstützung fragen?

Meistens werden wir gefragt oder angeschrieben. Die Lebenshofbetreiber_innen haben meistens nicht die Zeit auch noch die Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Das machen wir. Der Unterhalt der Lebenshöfe kostet auch viel Geld. So werden wir oft um finanzielle Hilfe gebten.

Wie helft ihr bei Aufnahmen neuer Bewohner_innen der Lebenshöfe – mal den finanziellen Aspekt ausgenommen? Vermittelt ihr auch Tiere, die dringend einen Platz brauchen? Habt ihr bestehende Kontakte, aus denen immer wieder Bewohner_innen aufgenommen werden? Allein das öffentliche Bekanntmachen durch euch, dass da jemand dringend einen Platz braucht, hilft ja auch schon weiter.

Vermitteln tun wir generell nicht, die Tiere bleiben bis an ihr natürliches Lebensende. Ausnahme war einmal ein Hund, der sich in ein Besucherehepaar „verliebt“ hatte. Er wurde dann an die Familie vermittelt. Es gibt keine bestehenden Kontakte. Auch da werden wir angeschrieben und bei Notfällen gefragt, ob Platz ist oder wir was wissen. Dann helfen wir natürlich, wenn es geht, auch auf den von uns unterstützten Lebenshöfen und in den Projekten. Leider gibt es wesentlich mehr Anfragen als Plätze, so dass wir auch immer öfter Nein sagen müssen. Wenn möglich, helfen wir trotzdem weiter bei der Suche nach einem Platz.

Mit vermitteln meinte ich auch speziell an Lebenshöfe, nicht von Lebenshöfen weg. Wie ist die Finanzierung des Vereins aufgebaut? Patenschaften, Spenden, die Zeitung La Vita und der Shop. Alles fließt wieder in Free Animal und damit in die Lebenshöfe?

Patenschaften für bestimmte Tiere oder Höfe, Mitgliedsbeiträge, freie Spenden, Shopverkauf, Einnahmen durch Soliveranstaltungen für uns, Stände auf veganen Evetns und Infoveranstaltungen durch Free Animal selbst. Ein geringer Teil der Mitgliedsbeiträge geht in die Verwaltungsarbeit, z. B. Telefon, Flyer etc. Alles andere fließt direkt in die Projekte und Höfe. Wir haben z. B. den letzten 10 Jahren jedes Jahr mehr als 90% aller Einnahmen direkt an diese weitergegeben.

Diese hohe Prozentzahl ist ja auch nur möglich, weil ihr alle ehrenamtlich für Free Animal tätig seid. Wie kam die La Vita zustande?

Ja, wir alle inkl. der Lebenshof- und Projektmenschen arbeiten ehrenamtlich. Nachdem wir uns 2011 von den tierbefreiern getrennt haben und dann auch nicht mehr in der TIERBEFREIUNG berichten konnten, entstand die Idee eines eigenen Vereinsrundbriefes: die La Vita.

Und wie viele Menschen arbeiten inzwischen an Free Animal und La Vita?

Die Redaktion macht unsere 2. Vorsitzende Anke Guido und das Layout vego-design in Dresden. Ich selbst arbeite auch noch ein wenig mit. Dann selbstverständlich die Projekte und Höfe mit inhaltichen Artikeln und Berichten über die Höfe. Es tragen 10-12 Menschen dazu bei. Free Animal e.V. machen 3 Menschen.

Klingt nach mega viel Arbeit. Abschließend: Wie helfen wir euch mit dem Spendenbeitrag? Gibt es eine_n Bewohner_in, der_die ganz akut Hilfe benötigt? Mal abgesehen davon, dass immer alle dringend Hilfe benötigen … Ist längerfristig etwas geplant, außer die laufenden Kosten der Höfe zu decken? Ausbauten, Erneuerungen/Neuanschaffungen auf den Höfen?

Ihr helft uns damit beim Heukauf, bei den Tierarztkosten, der Versorgung der Tiere und auch, wenn was anliegt, bei den Reparaturkosten. Langfristig ist der Ausbau des Enten- und Gänsegeheges im Hunsrück geplant. Im Wendland muss ein neuer Zaun her. Allerdings gehen laufende Kosten vor. Und ja, es ist jede Menge Arbeit besonders auf den Lebenshöfen. Der Arbeitstag hat immer mehr als 18 Stunden, kein Urlaub, kein Wochenende, kaum Freizeit.

Volles Engagement für ein freies Leben. Es ist schön anzusehen, wie Menschen das mit Herzblut hinbekommen.

Danke! Es kommt aber auch sehr sehr viel von denen, für die wir das alle machen: den nichtmenschlichen Lebewesen. Es ist schön zu sehen, wie sie sich entwickeln und Freude am Leben wiederfinden, wenn sie so weit es in dieser Gesellschaft möglich ist, frei und ohne Ausbeutung leben können.

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