Mensch Tier Bildung im Interview

Logo von 'Mensch Tier Bildung' mit einer Kuh, einem Schwein und einem Huhn

Aiyana Rosen promoviert zu Mensch-Tier-Verhältnissen in der Nutztierhaltung am Beispiel der Haltung von Kühen zur Milchproduktion in Deutschland und hat den Bildungsverein „Mensch Tier Bildung“ mitgegründet. Dieser bietet in Schulen und außerschulischen Einrichtungen Workshops zu gegenwärtigen Mensch-Tier-Verhältnissen an. Wir haben sie in Berlin getroffen und ihr einige Fragen zu diesem spannenden Verein gestellt.

Aiyana, du hast ja den Verein „Mensch Tier Bildung“ mit ins Leben gerufen. Wie und wann kam es denn zu der Gründung?

Die Gruppe fand sich vor etwa zwei Jahren zusammen. Ich persönlich hatte gerade darüber nachgedacht, selbst etwas in Richtung Bildungsarbeit zum Thema Mensch-Tier-Verhältnisse bzw. vor allem zur sogenannten Nutztierhaltung auf die Beine zu stellen, aber mir fehlten die Leute, mit denen ich hätte zusammenarbeiten können. Witzigerweise hörte ich dann genau in der Zeit von der sich gerade zusammenfindenden Gruppe, die heute „Mensch Tier Bildung“ heißt.

Das ist ein schöner Zufall. Was ist euer Anliegen?

Unser Anliegen ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten. Viele vertreten Positionen zum Thema, ohne sich mit den bestehenden Verhältnissen ernsthaft auseinanderzusetzen. Wir sind der Ansicht, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden können muss, aber erst nach Kenntnis der Faktenlage. Wer die Augen verschließt, kann auch keine ernstzunehmende Position vertreten. Auch Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit bekommen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und nicht einfach die Positionen ihres Umfelds übernehmen. In der Schule kommt eine kritische Beschäftigung mit dem Thema bislang aber leider noch viel zu kurz.

Als erstes haben wir beispielsweise einen Workshop zu Kühen in der Milchproduktion ausgearbeitet. Das fanden wir wichtig, da über Fleisch schon viel gesprochen wird, über Milch aber noch viel zu wenig. Dabei ist das Tierleid bei der Haltung sogenannter Milchkühe kein geringeres. Das ist vielen gar nicht so klar. Das Töten der männlichen Kälber und die Trennung von Kuh und Kalb direkt nach der Geburt sind die Regel. Euterentzündungen bei 30-50% aller Kühe gelten als normal. Viele Kühe haben zudem schwerwiegende Klauenprobleme. Und all dies gilt übrigens genauso für die Biohaltung. Da bestehen keine nennenswerten Unterschiede. Und auch die vermeintlich glückliche Kuh auf der Weide wird in Deutschland immer seltener.

Uns ist es wichtig, ein Bewusstsein für solche Problemlagen zu schaffen. Wegen der Tiere, die unter den Verhältnissen leiden. Und auch wegen der enormen Klima- und Umweltschäden, die mit der industriellen Tierhaltung in Zusammenhang stehen sowie weiterer Problemlagen, die mit dem Konsum von Tierprodukten verbunden sind: Welternährungsproblematik, Abholzung der Regenwälder für Tierfutteranbau usw.

Ja, da besteht eine Menge Aufklärungsbedarf. Was bietet ihr genau an? Wo liegen eure Schwerpunkte?

Wie gesagt, angefangen haben wir mit einem Workshop zur Haltung von Kühen zur Milchproduktion, der sich an ältere Schüler*innen richtet, also so 11.-13. Klasse. Nun bieten wir aber auch einen Projekttag für Jüngere an, der sich mit allen in der Landwirtschaft genutzten Tieren beschäftigt. Der ist für die 5. und 6. Klasse konzipiert. Hier gehen wir spielerischer an das Thema heran, mit Malen, Film, „Puzzle“ und Spielen zum Thema. Ein dritter Workshop richtet sich an außerschulische Jugendeinrichtungen. Auch dieser Workshop ist spielerischer angelegt. Wir kochen mit den Jugendlichen, führen offene Diskussionen durch und veranstalten ein Quiz. Aber schaut einfach mal auf unsere Website (www.mensch-tier-bildung.de), da findet man unser aktuelles Workshopangebot ganz detailliert erklärt.

Guter Tipp! Wer kann euch denn buchen und wie viel kosten eure Workshops?

Wir gehen hauptsächlich an Schulen und wurden meist von den Lehrer*innen eingeladen, aber auch schon mal von Schüler*innen, die am Thema interessiert waren und das in den Unterricht einbringen wollten. Wir waren aber auch in einigen Jugendtreffs, bei FÖJ-Seminaren, auch ein Abenteuerspielplatz hatte Interesse an einem Workshop. Neuerdings bieten wir auch Projekttage im Lebenshof „Land der Tiere“ an. Wir sind also nicht an eine bestimmte Einrichtungsart gebunden, und die Schulform oder der Bildungshintergrund unserer Teilnehmer*innen ist für uns kein ausschließendes Kriterium. Wir arbeiten mit Kindern und Jugendlichen aller Bildungsniveaus zusammen. Anfragen kann bei uns erst mal jede*r…
Und zu den Kosten: Wir arbeiten auf Spendenbasis, das heißt, wir freuen uns, wenn wir etwas bekommen, aber es ist kein Muss. Wir wissen ja auch, das viele Bildungseinrichtungen wenig Geld haben, sodass da auch keine ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn sie nichts geben kann.

Wo in Deutschland seid ihr aktiv?

Bislang vor allem im Raum Berlin und Frankfurt am Main. In Zukunft werden wir aber auch im Raum Münster und Hamburg verstärkt Workshops anbieten. Und wenn es von den Kapazitäten her gerade passt, fahren wir auch immer wieder mal weiter.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Wir wollen in weiteren Städten Deutschlands Workshopmoderator*innen ausbilden, sodass wir in Zukunft möglichst deutschlandweit Workshops anbieten können. Und wir bauen unser Workshopangebot kontinuierlich aus. Allerdings müssen wir erst einmal die weitere Finanzierung sicherstellen, da ist es kürzlich schwierig geworden. Daher suchen wir nach Förder*innen und freuen uns über Spenden.

Wie kann man denn Workshopmoderator*in bei euch werden? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?

Wir wünschen uns Moderator*innen, die bereits über Erfahrung im Bildungsbereich und fundierte Kenntnisse zur Nutztierhaltung verfügen bzw. sich bereits kritisch mit den Mensch-Tier-Verhältnissen in unserer Gesellschaft auseinandergesetzt haben. Alle zukünftigen Workshopmoderator*innen werden jedoch auch von uns noch mal konkret geschult. Im Herbst werden wir – wenn unsere Finanzierung es zulässt – zu diesem Zweck eine Wochenendfortbildung anbieten, bei der wir neuen Moderator*innen unsere Unterrichtsmaterialien näherbringen. Dafür freuen wir uns natürlich auch noch über weitere Interessierte!

Vielen Dank, Aiyana!

Falls ihr „Mensch Tier Bildung“ an eure Schule, in eure FÖJ-Gruppe, euer Jugendzentrum oder dergleichen holen wollt, schreibt einfach eine Email an: kontakt@mensch-tier-bildung.de

Ein Gedanke zu „Mensch Tier Bildung im Interview“

  1. Hallo zusammen,
    ich wäre evtl. interessiert als Worksbopleiterin für euch zu arbeiten. Ich bin Sek 2 Lehrerin (Fächer Biologie und Pädagogik) arbeite allerdings als freiberufliche Trainerin und habe schon viele Workshops an Schulen gegeben (Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung).ansonsten arbeite ich seit drei Jahren ehrenamtlich für die ASS.

    Viele Grüße
    Marion Rapp

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