Animal Climate Action ist ein junges Bündnis an den Schnittstellen zwischen Ökologie- und Tierrechtsbewegung. Vom 26.09. bis 02.10.2016 könnt ihr mit eurem Einkauf das Bündnis ein wenig unterstützen. Unter rootsofcompassion.org/de/soliaktion findet ihr eine Reihe Produkte, für deren Kauf wir jeweils einen bestimmten Betrag an Animal Climate Action spenden (Den Betrag seht ihr im Bild)
Mehr zum Bündnis erfahrt ihr natürlich wieder im folgenden Interview:
Animal Climate Action – was können wir uns darunter vorstellen?
Ein Netzwerk aus Personen und Gruppen aus der Klima- und der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung, das sich regelmäßig trifft und gemeinsame Aktionen plant. Wir sind bisher noch eine überschaubare Zahl von Aktiven vor allem aus Berlin und Braunschweig, wollen aber größer werden. Wir teilen zentrale Überzeugungen, sind aber in manchen Hinsichten in unseren politischen Meinungen auch ziemlich heterogen – daher spreche ich hier auch nur für mich und nicht das ganze Netzwerk.
Was sind eure Ziele?
Wir wollen die beiden Bewegungen näher zusammenbringen und gemeinsame Aktionen organisieren. Damit wollen wir den fatalen Zusammenhang zwischen Tierhaltung und Klimawandel stärker in die öffentliche Diskussion holen und so darauf hinzuarbeiten, dass die Tierindustrie geschwächt und verkleinert und letztlich zugunsten einer ökologischen, veganen und solidarischen Landwirtschaft abgeschafft wird.
Ein Bündnis zwischen Personen und Gruppen aus der Tierbefreiungsbewegung und (linker) Umweltschutzbewegung – das war für mich bis vor kurzem schwer vorstellbar angesichts des von mir wahrgenommenen Desinteresses an Tierrechten in der Umweltbewegung. Was hat sich geändert?
Natürlich gibt es nach wie vor auch eine recht konservative Umweltbewegung, die auch generell eher Reformen anstrebt, anstatt grundsätzliche Fragen zu unserem Verhältnis zur Natur und auch zu Tieren zu stellen. Die Klimabewegung, die unter anderem auf den Klimacamps und zuletzt zu Ende Gelände zusammenkommt, sehe ich da schon etwas anders – da gibt es eine im positiven Sinne radikale politische Ausrichtung. Auch wenn Tierrechte noch kein großes Thema sind, wird doch zum Beispiel auf den Klimacamps traditionell vegan gekocht und viele Aktive sind Veganer*innen und häufig auch zugleich in der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung engagiert.
Liegt es auch daran, dass Ökologie in der Tierrechtsbewegung ernster genommen wird, und nicht nur einfach ein weiteres Argument für Tierbefreiung ist?
Ich hoffe, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass beide Themen eng zusammenhängen. Klimawandel und Umweltzerstörung treffen Menschen und Tiere, sorgen für mehr Ungerechtigkeit und werden von ähnlichen Kräften vorangetrieben wie die Tierausbeutung in der Landwirtschaft – kapitalistische Wirtschaftsstrukturen, politische Festlegungen und kulturelle Normen. Eine gesellschaftskritische Tierrechtsbewegung muss sich auch mit Umwelt- und Klimaschutz auseinandersetzen – und tut das auch zunehmend.
Ihr seid inspiriert von Großaktionen wie „Ende Gelände“. Derartige Großereignisse bekommen zweifellos viel Aufmerksamkeit – aber nehmt ihr auch einen nachhaltigen Effekt über das Ereignis hinaus wahr? Anders gefragt: Sind sie effektiv in Bezug auf unsere/eure Ziele?
Damit das Klima wirksam geschützt werden kann, muss sich zunächst die gesellschaftliche Debatte grundlegend verändern. Dafür sind große Aktionen wie Ende Gelände gute Instrumente, da sie das Thema in die Medien und ins Gespräch bringen. Außerdem bringen sie Menschen zusammen und motivieren zu weiterem Engagement. Allerdings darf man Großaktionen auch nicht überschätzen – sie können nur selten stattfinden, kosten sehr viel organisatorischen Aufwand, und gerade durch die Größe sind sie auch leichter vorherseh- und steuerbar. Das ist bei vielen kleinen Aktionen dezentraler Gruppen anders. Damit schafft man vielleicht weniger überregionale Medienaufmerksamkeit, aber Diskussionen und Denkanstöße lokal an vielen Orten. Generell ist wichtig klarzumachen, dass im Hinblick auf den Klimawandel individuelle Konsumveränderungen und kleine Reformen nicht ausreichen. Dabei kann die Aktionsform der Blockade zeigen, wie ernst und dringlich das Thema ist.
Ähnlich sehe ich es beim Thema „Tierhaltung“: Nur wenn der gesellschaftliche Konflikt wirklich offen gelegt und ausgetragen wird, können wir eine ehrliche Debatte darüber führen, wie wir Nahrungsmittel produzieren wollen. Aus meiner Sicht ist das zielführender, als die Verantwortung allein der Politik oder den Konsument*innen zuzuschieben. Großaktionen können dazu beitragen, auf den Konflikt medienwirksam hinzuweisen. Sie müssen aber ergänzt werden von dezentralen Protesten zum Beispiel von Bürgerinitiativen gegen neue Mastanlagen oder Kampagnen gegen Schlachthöfe. Ob all das dazu führen wird, dass tatsächlich in naher Zukunft greifbare Veränderungen erreicht werden, hängt von uns allen ab.
Derzeit wird der Klimaschutzplan 2050 im Kabinett abgestimmt. Kürzlich war zu lesen, dass viele konkrete Ziele, die einen spürbaren Effekt versprächen, aus dem Entwurf verschwunden sind unter anderem die Reduktion des Tierbestandes (bemerkenswert, dass es immerhin auftauchte). Wie auch immer das ausgehen mag – erhofft ihr euch überhaupt etwas von dem Klimaschutzplan?
In Anbetracht der Dringlichkeit radikaler Emmissionsverringerungen ist die Perspektive bis 2050 eigentlich viel zu lang. Es kann vieles wieder aufgeschoben werden. Mit dem Klimaschutzplan wurde immerhin einmal mehr die gesellschaftliche Debatte angefacht. Die jüngste Entwicklung macht allerdings klar, wie die Machtverhältnisse tatsächlich aussehen. Die Politik wird den konservativen Kräften der Wirtschaft folgen und damit auf Kurs in die Katastrophe bleiben – wenn wir nicht als soziale Bewegungen größere Gegenmacht mobilisieren. Dafür müssen sich mehr Menschen für Klimaschutz und Tierbefreiung engagieren.
Was plant ihr konkret für die nächste Zeit?
Die erste größere Aktion ist eine Demo gegen die EuroTier unter dem Motto „Tierproduktion stoppen! Klima retten!“. Es haben sich bereits einige Gruppen auch aus der Umwelt- und Klimabewegung unserem Aufruf angeschlossen und wir hoffen, dass die Demo auf diese Weise auch zur Vernetzung und Bewegungsbildung beiträgt.
Die EuroTier ist die weltgrößte Fachmesse für Tierhaltung. Mich überrascht, dass sie vorher noch kein Kristallisationspunkt für Proteste geworden ist. Habt ihr eine Erklärung dafür?
Es handelt sich nicht um ein besonders öffentliches Ereignis – es ist zum Beispiel keine Besucher-, sondern eine Fachmesse, und medial wird nur vereinzelt über sie berichtet. Zudem hatten die Tierrechtsaktiven in Niedersachsen immer auch viel anderes zu tun – so wurde beispielsweise gegen den Megaschlachthof in Wietze protestiert. Die Bewegung ist noch zu klein, um tatsächlich alle relevanten Ereignisse abdecken zu können. Wir müssen stärker werden – auch dafür brauchen wir Bündnisse mit anderen Bewegungen.
Wollt ihr den Protest – ähnlich wie bei der Grünen Woche – auch bei der EuroTier verstetigen?
Die EuroTier findet nur alle zwei Jahre statt, so weit haben wir noch nicht geplant.
Wer kann bei euch mitmachen?
Alle links und emanzipatorisch gesinnten Menschen und Gruppen, die uns darin zustimmen, dass die Tierindustrie aufgrund ihrer großen Klimaeffekte und aufgrund ihrer grausamen Ausbeutung fühlender Lebewesen mit energischem Protest und Widerstand konfrontiert werden muss.
Den Aufruf zur Demo in Hannover am 12. November findet ihr unter animal-climate-action.org/de/demo/aufruf/.
Und die Produkte, mit deren Kauf ihr die Initiative diese Woche unterstützen könnt, findet ihr unter rootsofcompassion.org/de/soliaktion.
Cool, das klingt nach einer tollen Initiative. Ich drücke alle Daumen, dass sie erfolgreich sind und mehr Öffentlichkeit auf die Thematik lenken können.
Eventuell schaffe ich es in meiner kleinen Stadt auch mal eine ähnliche Gruppe zu gründen. Danke für die Inspiration!