Wir denken, es ist so langsam an der Zeit, dass wir auch mal eine Aktion machen können für einen Verein, für den wir schonmal auf diesem Wege ein wenig Geld gesammelt haben. Die Rede ist in diesem Fall von Free Animal. Die einen oder anderen werden sich vielleicht an das Interview erinnern. Seitdem ist ein wenig Zeit vergangen, und wir haben nochmal ein kleines Interview von Free Animal bekommen können.
Natürlich gibt es eben nicht nur dieses Interview, sondern ihr könnt mit eurem Einkauf die Höhe des Betrages bestimmen, den wir an Free Animal spenden. Wir haben eine ganze Reihe Produkte nominiert, für die wir einen jeweils unterschiedlichen Betrag an Free Animal spenden werden, wenn ihr sie zwischen dem 24. und 30. April kauft. Wieviel genau, könnt ihr dem Profilfoto entnehmen! Natürlich findet ihr diese Produkte auch nochmal fein zusammengestellt an einem Ort …
Letztes Jahr habt ihr Jubiläum gefeiert: 20 Jahre Free Animal! Wie fällt euer Rückblick aus?
Positiv, denn wir und unsere SpenderInnen konnten im Laufe der letzten 20 Jahre mithelfen, vielen Tieren auf den von uns unterstützten Lebenshöfen und in den Projekten ein Leben ohne Ausbeutung bis an ihr natürliches Lebensende zu ermöglichen. Wir konnten 2011 aus dem schon geschlossenen Tierpark in Lübeck 38 Tiere übernehmen und damit vor einem ungewissen Schicksal bewahren. Viele von ihnen leben heute noch auf den Höfen ein freies Leben ohne begafft zu werden. Seit 2012 gibt es die La Vita, unseren Vereinsrundbrief, in dem die Höfe und Projekte über ihre Arbeit berichten und auch über andere Tierrechtsthemen berichtet wird. Im September 2012 erhielt Free Animal den Tierschutzpreis der Hans-Rönn-Stiftung, dotiert mit 3000,00 Euro, worüber wir uns natürlich sehr gefreut haben. Wir nahmen im Laufe der Jahre an vielen Veranstaltungen, Straßenfesten, Demos und Messen teil, was sicherlich geholfen hat den Lebenshofgedanken in die Bewegung zu tragen und zu etablieren. Free Animal war auch einer der ersten Vereine, der den Begriff Lebenshof anstatt Gnadenhof für diese Zufluchtsstätten für nichtmenschliche Tiere einführte und benutzte. Ein Lebenshof hat übrigens nichts mit „Tierschutz“ zu tun sondern versteht sich als politisches Projekt gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt.
2014 und 2015 waren wir Hauptveranstalter des Veganen Straßenfestes in Hamburg, das Erste dieser Art in der Stadt.
Ein Highlight war 2016 die Teilnahme an zwei Veranstaltungen mit Hof Butenland beim Tierbefreiungskongress auf der Burg Lohra,:
“Doch für das Tier die ganze Welt – Chancen und Grenzen von Lebenshöfen der Tierbefreiungsbewegung“ und „Es war einmal… Die Geschichte der Tierrechtsbewegung als biographische Erzählung“. Und natürlich die Jubiläumsfeier auf dem Tierlebenshof Hunsrück-Mosel e.V. – also Alles in Allem ein sehr positiver und aktiver Rückblick.
Habt ihr mal nachgehalten, wie viele Tiere insgesamt in der Zeit einen Ort ohne Ausbeutung bei euch gefunden haben?
Nein wir haben nicht gezählt, aber es waren bestimmt an die 500. Ende 2016 lebten auf den von uns überstützten Höfen und in den Projekten z. B. an die 400 nichtmenschliche Tiere – ohne die Katzen, die kommen und gehen, mitzurechnen.
Gibt es eine Geschichte oder Geschichten, die besonders hängen geblieben ist/sind?
Jedes Tier hat bzw. hatte eine andere Geschichte, es bleibt immer was hängen, mal mehr mal weniger. Vergessen haben wir keines.
Besonders war natürlich die Rettung der Lübecker Tiere, die wir selbst abgeholt und transportiert haben, und die damit verbundenen Umzüge, bis sie ihren Lebensplatz gefunden hatten. Als Beispiel die Zusammenführung der Ziegenherde nach einem Jahr bei der TSG Stellichte. Drei Ziegen hatten direkt ein Zuhause bei den Stellichtern gefunden, sechs wurden ein paar Monate später bei einem veganen Schäfer in der Nähe von Hamburg untergebracht, leider. Die Zustände auf dem Grundstück und die Lebensbedingungen waren nicht ideal, aber es gab auf die Schnelle keinen anderen Platz. Die Situation eskalierte, die Zustände dort wurden von Monat zu Monat schlimmer, die Ziegen krank und wir suchten händeringend nach einem neuen Platz. Es war wohl Schicksal, dass Hermann, der sehr eigensinnige und die Jahre gekommene Ziegenbock bei den Stellichtern, leider in dieser Zeit starb. Die Stellichter erklärten sich sofort bereit, die fünf Ziegen und auch den Chef der Herde, Pascha, einen großen Ziegenbock, aufzunehmen und die Familie zusammen zu führen. Niemand von uns Menschen wusste: Klappt es nach so langer Zeit, oder nicht? Wir alle waren aufgeregt und unruhig. Die sechs Neuankömmlinge wurden ausgeladen und in ein abgetrenntes Gehege gebracht, es gab keinen Sichtkontakt zu den anderen Dreien. Nach kurzer Zeit kam eine Unruhe zwischen den Gehegen auf, die Ziegen hatten längst gemerkt, wer da gekommen war. Sie haben, ohne sich zu sehen, erkannt: Das ist Familie. Sie meckerten und riefen. Aus einem Bauchgefühl heraus öffnete Manuela Tietsch die Tore und es dauerte keine 3 Minuten, bis die drei zu den sechs Neuen rannten. Das war Wiedersehensfreude pur nach fast einem Jahr, und wir hatten alle Tränen in den Augen. Bis heute lebt die Familie bei den Stellichtern, denen wir ohne Ende dankbar sind für die Entscheidung, die komplette Familie aufzunehmen. Die spannenden Geschichten über die Rettung der Tiere aus dem Tierpark Lübeck kann mensch auf unserer Website nachlesen.
In den letzten Jahren hat sich ziemlich viel getan. Wirkt sich die größere Verbreitung veganer Lebensweise auch positiv auf eure Arbeit aus?
Nicht direkt. Es kommt immer darauf an, warum die Menschen sich vegan ernähren. Ob sie es aus politischen oder tierrechtlichen Gründen tun oder ob sie einfach auf den Vegan Hype aufgesprungen sind. Die Menschen, die sich für die Befreiung der Tiere einsetzen und deswegen auch die Ernährung umgestellt haben, kommen und helfen auch auf den Höfen, spenden und unterstützen unsere und die Arbeit der Lebenshöfe. Das ist natürlich positiv zu sehen.
Im Interview 2015 meintet ihr, dass es viel mehr Anfragen zur Aufnahme von Tieren gibt als ihr realisieren könnt. Diese Anfragen abzulehnen stelle ich mir sehr schwer vor, und es brachte mich zu der Frage, wo ihr den Schwerpunkt der Arbeit von Free Animal seht. In der Unterstützung der Lebenshöfe? Oder sind für euch die Tiere auf den Höfen eher Botschafter, die zeigen, wie gut es nichtmenschlichen Tieren gehen kann und sollte – in einer Welt ohne Ausbeutung?
Es ist sehr schwer. Bei Anfragen müssen wir uns automatisch auch mit der Geschichte des Tieres auseinandersetzen, selbst wenn wir es noch nicht gesehen haben. Daher fällt es immer schwer Nein zu sagen. Die Plätze auf den Höfen und in den Projekten sind begrenzt, die menschliche Kraft der BetreiberInnen ebenso und die finanziellen Mittel reichen oft nicht aus. Wir hatten vor 20 Jahren eine Vision, auch für sogenannte Nutztiere einen Lebensraum zu schaffen, wo sie ohne Ausbeutung einfach nur leben können. Das kostet Geld, daher haben wir uns zur Aufgabe gemacht, Menschen die diese Arbeit auf sich nehmen – ohne Feierabend und ohne Urlaub -, zu unterstützen. Natürlich auch mit dem Gedanken der Gesellschaft zu zeigen, dass es auch anders geht – dass auch nichtmenschliche Tiere ein Recht auf ein ausbeutungsfreies Leben, Freiheit und einen natürlichen Tod haben.
Bekommt ihr denn auch öfter die Rückmeldung, dass euer Engagement oder die Geschichten rund um die Lebenshöfe Menschen zum Nachdenken und Aktiv-werden angeregt haben?
Ja, klar bekommen wir Rückmeldungen. Viele Menschen sind zuerst nur neugierig, wollen sehen, wie „Nutztiere“, die sie sonst auf dem Teller haben, in Freiheit leben; das kannten sie nur bedingt von „Haustieren“. Viele waren erstaunt, Schweine und Kühe in Freiheit zu sehen, waren erstaunt über das soziale Verhalten dieser Tiere, die Freundschaften und familiären Bindungen, die sie schliessen.
Die schönsten Rückmeldungen waren dann nach einiger Zeit: „Wir essen kein Fleisch mehr, wie können wir helfen?“.
Ihr macht viel ehrenamtliche Arbeit, und das mit sehr wenigen Menschen. Ist euer Engagement oft auch eine Last, oder überwiegt trotzdem die Freude daran?
Es ist weder Last noch Freude, es ist nach so vielen Jahren zum Lebensinhalt und Mittelpunkt geworden. Klar müssen wir und die BetreiberInnen auf vieles verzichten: freie Wochenenden, Urlaub, oftmals auch Freunde und Familie, die das nicht nachvollziehen können.
Aber wir würden auch nie damit aufhören für die Befreiung der Tiere zu kämpfen, es ist eine moralische und ethische Verpflichtung, die vieles auch zurückgibt. Wenn wir in die Augen der Tiere schauen, sie dabei beobachten, wie sie ihr Leben wieder aufnehmen, nachdem sie den Misshandlungen oder dem Schlachthof entkommen sind, Selbstbewusstsein entwickeln und einfach nur zufrieden und glücklich sind, entschädigt das jeden Verzicht. Es ist Balsam für die Seele, zumindest für einen Moment. Das Wissen, dass dieses Glück nur wenige nichtmenschliche Lebewesen haben dürfen, die anderen millionenfach umgebracht und ausgebeutet werden, rückt schnell wieder in den Vordergrund und macht das Leben oftmals unerträglich.
Wie kann man euch am besten unterstützen?
Um ehrlich zu sein, finanzielle Hilfe ist am Besten, denn es passiert immer wieder, dass Tiere krank werden, die Tierarztkosten sind immens und selten besteht die Möglichkeit, Reserven zu bilden.
Tatkräftige Hilfe vor Ort ist auch gerne gesehen, allerdings müssen wir gleich dazu sagen: Es ist harte Arbeit. Mensch muss schon wissen, wie mit einer Mistgabel umzugehen ist, darf sich bei Hundehaufen, Kuhfladen oder Pferdeäppeln nicht zieren und Ahnung im Umgang mit Tieren, besonders Großtieren haben.
Gibt es irgendetwas, bei dem ihr derzeit akut Hilfe braucht?
Wir wissen, dass gerade die Tierarztkosten auf Lanzarote explodieren. Es müssen schwerkranke Katzen behandelt werden, es muss kastriert und sterilisiert werden, um das Katzenelend zumindest ein wenig einzudämmen. Spätestens im April/Mai kommen wieder Katzenwelpen auf die Welt, die mit Sicherheit Hilfe brauchen.
Vielen Dank an Free Animal für das Interview!
Wie schon eingangs erwähnt: neben der gerade erwähnten Möglichkeit zur direkten Spende gibt es auch die Möglichkeit, mit eurem Einkauf darauf Einfluss zu nehmen, wieviel wir spenden!
Und hier nun noch ein paar passende/hilfreiche Empfehlungen von uns:
- The Ghosts in our Machine DVD – eine Dokumentation über das Leiden der Tiere weltweit – aber auch über gerettete Tiere, die der Maschinerie entgehen konnten
- We Animals – Bildband mit Fotografien von Jo-Ann McArthur, die auch in dem Film „The Ghosts in our Machine“ portraitiert wird
- Other animals are here with us – T-Shirt – not for us!
- Klaus mag Hühner – Ein Kinderbuch, das wir mit Unterstützung von ARIWA herausgebracht haben.
- Cowspiracy DVD – eine Dokumentation über eine der zerstörerischsten Industrien auf dem Planeten
- Esther das Wunderschwein – Derek und Steve adoptieren ein „Mini“-Schwein – das dann gar nicht so „mini“ ist, das sie aber in ihr Herz schließen, und dann wird was ziemlich großes draus …
- Rosa-Mariechen lebt auf Hof Butenland. Sie wurde als Schwein geboren, aber scheinbar wäre sie lieber eine Kuh …
- Wieso? Weshalb? Vegan! – Hilal Sezgin richtet sich mit diesem Buch rund um Veganismus und Tierrechte an Jugendliche und alle, die gerne lockerere Texte lesen
- Herbivore T-Shirt – für alle, die keine tierlichen Produkte zu sich nehmen …
- Herbivore Gürtel – … und hier der passende Gürtel
- Poster „Wiese“ – Mastanlagen zu Ruinen. So könnte es aussehen …
- Liberate! – Shirts für die Befreiung aller Tiere!
- Warum wir Hunde lieben, Schweine essen … – ein Buch von Melanie Joy über die sozialen und psychologischen Mechanismen, die dazu führen, dass wir bestimmte Lebewesen als Lebensmittel betrachten
- Der Vegan-Hype – Wie aus einer radikalen Haltung eine Lifestyle-Äußerung geworden ist
Alle Fotos von Free Animal