Stellungnahme zu Demo-Aufruf gegen FineFood Emsdetten

Keine oder ungültige Arbeitsverträge.

Ungültige Krankenversicherung.

7-Tage-Schichten, 10-18 Stunden am Tag. Zwang zu Überstunden.

Löhne, die nur dann den Mindestlohn erreichen, wenn Akkord- und “Anwesenheitsprämien” hinzugerechnet werden.

Keine Hilfe bei Verletzungen, keine/unzureichende Arbeitsschutzkleidung.

Kontrollen, Beleidigungen, Einschüchterungen durch Vorarbeiter.

Spinte werden vom Vorarbeiter in Abwesenheit durchsucht.

Wer bei der Arbeit redet, riskiert eine Strafe von 50 €, wer wegen Krankheit fehlt, 50-100 €.

Verletzte und kranke Arbeiter*innen werden ohne Geld und Versorgung in ihr Heimatland transportiert.

Von der Firma gestellte “Wohnungen”: dringend sanierungsbedürftig, zerbrochene Scheiben, alte Elektrik und Wasserleitungen. Bis zu 14 Menschen in kleinen 3-Zimmer-Wohnungen. Bis zu drei Menschen in einem Bett, die sich nicht kennen und teilweise nicht die gleiche Sprache sprechen. Miete für die Wohnung: 980 €.

Diese ist eine kurze Beschreibung der Arbeitsverhältnisse in einer Tierzerteilungsfabrik in Emsdetten.

Tierliche UND menschliche Opfer – die Fleischindustrie gehört abgeschafft!

Am 15.03.2014 findet in Emsdetten, nicht weit von Münster, eine Soli-Demo gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie statt http://antiraems.blogsport.de/soli-demo-15-03-2014/. Die Forderungen der Veranstalter*innen wurden in den letzten Wochen von uns sehr kontrovers diskutiert. Einige lehnen diese komplett ab, anderen gehen sie nicht weit genug, da sie das mörderische System der Tierausbeutung nicht als Ganzes hinterfragen und die größte Zahl der Opfer, die millionenfach ermordeten Tiere, unerwähnt bleiben. Dennoch erachten wir es als notwendig, sich auch mit der Menschen verachtenden Seite der Fleischindustrie auseinanderzusetzen.

Über die oben angerissenen Zustände in Emsdetten könnt ihr euch hier genauer informieren: http://antiraems.blogsport.de/taubenstrasse/

In ihrem Buch “Warum wir Hunden lieben, Schweine essen und Kühe anziehen” zitiert die US-amerikanische Psychologin Melanie Joy beispielsweise erschreckende Interviewausschnitte von Arbeitern in der Fleischindustrie, in denen deutlich wird, welch psychischer Belastung diese ausgesetzt sind:

“Das Schlimmste, schlimmer als die körperliche Gefahr, ist der emotionale Preis, den man zahlt. Wenn man eine Zeitlang als Stecher arbeitet, entwickelt man eine Einstellung, mit der man töten, aber nichts mehr empfinden kann. Da schaut man dann vielleicht einem Schwein in die Augen, das unten im Tötungsbereich bei einem herumläuft, und denkt sich: “Gott, sieht doch eigentlich ganz nett aus, das Tier.” Man möchte es vielleicht sogar streicheln. Im Schlachtbereich sind Schweine zu mir hergekommen, die haben mich beschnuppert wie ein kleiner Hund. Zwei Minuten später musste ich sie töten […]. Ich empfinde dabei nichts mehr.” Joy (2010), 94

Die Arbeiter*innen in der Fleischindustrie haben sich in ein zerstörerisches Umfeld begeben – für sich und für die Tiere. In der Hoffnung und Notwendigkeit, Geld zu verdienen, lässt sich ein Großteil von ihnen aus Osteuropa anwerben. Sie wohnen – wie Emsdetten zeigt –  in notdürftigen Unterkünften, werden ausgebeutet und sind einem physisch wie auch psychisch belastenden Arbeitsalltag ausgesetzt. Die meisten kennen ihre Rechte nicht – sie sind der Landessprache nicht mächtig und werden sicherlich auch nicht über diese aufgeklärt. Oft handelt es sich bei den Angestellten in Fleischfabriken zusätzlich um illegalisierte Einwander*innen, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatus noch einfacher auszubeuten sind und sich nicht bei “offiziellen Stellen” beschweren können.

Die Fleischindustrie ist ein mörderisches und lebensverachtendes Gewerbe, das von Menschen geschaffen wurde und von Menschen auch wieder abgeschafft werden muss!