Katrin Schäfer und Daniel Roth betreiben mit bevegt.de den größten deutschsprachigen Blog zu veganem Laufen. Sie selbst sind begeisterte Ultramarathonläufer und wir freuen uns sehr, dass sie das Vorwort zur deutschen Ausgabe des Buches No Meat Athlete – mit veganer Ernährung zur persönlichen Bestform von Matt Frazier schreiben. Das Buch wird am 20. Juni in unserem compassion media Verlag erscheinen.
Hallo Katrin und Daniel, seit wann seid ihr vegan und wie seid ihr zum Laufen gekommen?
Zuerst war das Laufen: Daniel hat sich in 2000 über ein Schulprojekt für den Mainz Marathon angemeldet und ist noch mit “zarten” 17 Jahren zum Marathon-Finisher geworden. Katrin hat mit neun Jahren zum ersten Mal bei einem großen Stadtmarathon an der Strecke gestanden und kann sich heute noch an dieses Erlebnis erinnern! 2006 ist sie dann in Köln zum ersten Mal einen Marathon gelaufen und seitdem hat sie das Lauffieber nicht mehr losgelassen.
Vegan ernähren wir beide uns seit dem Spätsommer 2010. Auch wenn es mittlerweile schon etwas abgedroschen klingt: Das war eine der besten Entscheidungen unseres Lebens. Wir haben diesen Schritt noch kein einziges Mal bereut.
Wie fällt die Reaktion anderer Athlet*innen aus, wenn sie erfahren, dass ihr vegan lebt?
Das ist überwiegend Interesse und Neugierde, manchmal auch ein bisschen Verwunderung im ersten Moment, aber wirklich negative Reaktionen haben wir noch nicht erlebt. Man kann das auch ganz einfach erklären: Sportler sind in der Regel sehr offen für neue Möglichkeiten und Ideen, wie sie an ihrer Leistungsfähigkeit und Fitness feilen können. Erstmal ist das also ein eher egoistisches Motiv, aber es sorgt dafür, dass häufig keine grundsätzliche Abwehrhaltung gegenüber scheinbar “extremen” Lebens- und Ernährungsweisen da ist. Wir sind beide ganz ordentliche Läufer und landen bei kleineren Wettkämpfen schon mal auf den vorderen Plätzen – das ist natürlich eine super Werbung für die vegane Ernährung.
Wie kamt ihr dazu, euren Blog zu veganem Leben und Laufen zu starten?
Für unsere Entscheidung, die vegane Ernährung auszuprobieren, hat damals der amerikanische Blog “No Meat Athlete” von Matt Frazier eine große Rolle gespielt. Matt schreibt dort seit 2009 über seine eigenen Erfahrungen als zuerst vegetarischer und dann veganer Marathonläufer. Mit der Zeit ist um No Meat Athlete eine immer größere Gemeinschaft von Veggie-Sportlern entstanden und das Ganze hat eine richtig tolle Dynamik bekommen – es war eine ganz neue Art, die vegane Lebensweise an die Öffentlichkeit zu tragen und dafür zu werben. Wir wollten etwas ähnliches für deutschsprachige Sportler aufbauen, weil es diese Informationen und eine solche Gemeinschaft hier einfach noch nicht gegeben hat. Irgendwann haben wir uns dann bei einem tollen Trainingslauf gesagt: Wir lieben dieses neue Leben als “Vegan Runners” so sehr, wir müssen jetzt einfach einen eigenen Blog starten und auch andere dafür begeistern!
In den letzten Monaten schnellt die Anzahl der Abonnent*innen eures Newsletters rasant nach oben. Ist veganes Laufen im Mainstream angekommen?
Mainstream wäre wohl noch etwas zu hoch gegriffen. Es ist immer noch so, dass die allermeisten Menschen noch keinem Veganer und keiner Veganerin persönlich begegnet sind. Und die bekannten Vorurteile und Klischees halten sich hartnäckig, auch in Sportlerkreisen: “Und wo bekommst du dann dein Eiweiß her?” ist eine typische Frage, die tatsächlich immer wieder gestellt wird.
Aber andererseits trifft man inzwischen wirklich bei fast jeder Laufveranstaltung auf andere vegane Läufer, und immer mehr von ihnen zeigen das auch ganz offen, zum Beispiel indem sie Laufshirts mit “veganen Botschaften” tragen oder für die “Vegan Runners” oder die Aktion “Laufen gegen Leiden” starten. Und dann gibt es auch die Aushängeschilder der Szene, wie zum Beispiel den erfolgreichen veganen Ultramarathonläufer Scott Jurek, der auch in nicht-veganen Läuferkreisen bekannt ist.
In dieser Hinsicht kann man schon sagen, dass veganes Laufen inzwischen ein kleiner, aber gut sichtbarer Teil der großen Laufwelt ist. Dass sich das auch in den steigenden Besucherzahlen auf beVegt zeigt freut uns natürlich umso mehr!
Welche Herausforderung würdet ihr als die bisher größte benennen, die euch auf dem Weg zu erfolgreichen No Meat Athletes begegnet ist?
Ganz ehrlich? Vegan zu leben hat uns als Läufer bisher noch vor keine große Herausforderung gestellt. Wenn man sportlich erfolgreich sein will und so wie wir ambitioniert den Sport betreibt, dann bedeutet das eine Menge Training und Fleiß – auch bei schlechtem Wetter, auch wenn der Kopf mal nicht will und die Couch verlockender erscheint als die Laufschuhe. Das war schon so, als wir noch nicht vegan lebten, und daran hat sich auch nach dem Schritt zur veganen Ernährung und Lebensweise nichts geändert. Wenn man erst einmal weiß wie es geht ist es wirklich nicht besonders kompliziert, vegan zu leben und Sport zu treiben.
Am anstrengendsten ist es da noch, immer wieder die gleichen Fragen gestellt zu bekommen und auf die gleichen Vorurteile und Argumente eingehen zu müssen. Aber andererseits machen wir das ja gerne, weil wir dann die Gründe für unseren Lebensstil erklären und Irrtümer aufdecken können.
Auf der Suche nach einem passenden deutschen Vorwort für die Übersetzung von No Meat Athlete, sind wir sehr schnell auf euch gekommen, da wir finden, dass keiner Matts Anliegen so gut repräsentiert wie ihr. Was verbindet euch mit seinem Blog und Buch?
Wie schon gesagt hatte Matt und „No Meat Athlete“ einen großen Anteil daran, dass wir heute selbst vegane Sportler sind und mit beVegt den größten deutschsprachigen veganen Laufblog betreiben. Aber darüber hinaus verbindet uns noch mehr mit Matt. Wir finden zum Beispiel seinen Ansatz klasse, einfach vorzuleben, wie gesund und fit man mit veganer Ernährung sein kann, und damit die bekannten Vorurteile zu entkräften. Matt macht das, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben oder andere zu verurteilen, die noch nicht vegan leben – und erreicht auf diese Weise auch Menschen, die ansonsten vielleicht nie mit dem Thema in Berührung gekommen wären.
Wir verfolgen privat und mit beVegt genau dieselbe Strategie, und wissen aus Gesprächen mit Lesern, dass viele dadurch ihre Berührungsängste mit der veganen Ernährung abgelegt haben. Genau wie Matt haben wir über das vegane Laufen einen Weg gefunden, für die vegane Idee zu werben, der zu uns passt und mit dem wir uns wohl fühlen.
Momentan läuft unsere Crowdfunding-Kampagne, um das Projekt zu finanzieren. Unter anderem planen wir mit euch eine Buchvorstellungsreise in den Läuferstädten Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, Münster und München. Was können Interessierte dort erwarten?
Zum einen wollen wir natürlich Matt Frazier und sein Buch vorstellen. Wir werden einige Passagen vorlesen, damit man sich einen Eindruck davon verschaffen kann, ob es einen anspricht und sich die Anschaffung lohnt. Aber es soll auch allgemein um das Thema “vegane Ernährung/veganes Leben und Sport” gehen – da können wir ja aus unserer eigenen Erfahrung schon viel berichten und Tipps geben. Schließlich werden die Veranstaltungen einfach eine tolle Möglichkeit sein, Gleichgesinnte aus der eigenen Stadt kennen zulernen und ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns schon sehr darauf!
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Der wichtigste “Plan” ist, so lange wie möglich gesund zu bleiben und laufen zu können. Wir sind immer wieder beeindruckt, wenn wir Läuferinnen und Läufern begegnen, die noch mit über 70 oder sogar 80 Jahren fit sind und an Laufveranstaltungen teilnehmen. Das wünschen wir uns auch!
Und natürlich wollen wir mit beVegt auch weiterhin unseren Teil dazu beitragen, dass die vegane Laufbewegung wächst und sich immer mehr Menschen für die vegane Lebensweise entscheiden. Wir haben viele Ideen – lasst euch überraschen!
Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns schon auf die bevorstehenden Termine mit euch, die wir bald bekannt geben werden!
Hi Michael, das freut uns natürlich sehr!
Bis bald, beim nächsten Lauf!
Viele Grüße, Katrin
Ich bin beeindruckt von eurem Engagement und euren Leistungen. Ganz wichtig finde ich als Nicht-Veganer aber auch eure Einstellung. Den erhobenen Zeigefinger mag ich aus nämlich KEINER Richtung.
Deswegen ist auch für mich das Buch ein interessanter Wissensquell.
Das mit den Plänen für die Zukunft kann ich nur unterschreiben.
Und für Euch: Immer weiter so!