Seit 2013 gibt es das Projekt Teachers on the road als konkretes Hilfsangebot infolge der Wünsche Geflüchteter in Unterkünften in Rheinland-Pfalz und Hessen. Das Projekt ist seitdem gewachsen, und sowohl die Nachfrage nach Deutschkursen steigt, wie auch die Hilfsbereitschaft von Menschen, die sich bei “Teachers on the road” engagieren wollen. Für Anschaffungen von Unterrichtsmaterialien, Druckkosten und Fahrtkosten sowie Miete für ein Büro ist die Organisation daher auf Spenden angewiesen.
Und da wollen wir gerne unterstützen: Bis Ende September gehen pro verkauftem Refugees Welcome Hoodie und Shirt 8 € bzw. 5 € an “Teachers on the road”.
Und wenn euch das Projekt gefällt – Hilfe ist immer willkommen, gleich ob ihr einer bestehenden Gruppe helfen oder selbst in eurer Region eine neue Gruppe initiieren wollt!
Wir freuen uns, dass uns die Menschen von “Teachers on the road” trotz des Stresses ein paar Fragen beantwortet haben:
Liebe Menschen bei Teachers on the road, aus welchen Umständen heraus seid ihr auf die Idee für euer Projekt gekommen? Und wie hat sich das Ganze seitdem entwickelt?
Das Projekt wurde 2013 in Rheinland Pfalz gestartet. Speziell in Rheinland-Pfalz ist die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Trier (AfA) der erste Anlaufpunkt für Asylsuchende in Rheinland-Pfalz. Refugees sind meist nur eine kurze Zeit in Trier, bevor sie verteilt werden. Viele denken, nach dem Transfer wird alles besser. Es werden drei Wahlmöglichkeiten für weitere Wohnmöglichkeiten genannt. Dem wird aber selten entsprochen. Diejenigen, die in die größeren Städte kommen, leben dort oft in großen Lagern mit oft hunderten von Flüchtlingen. Die anderen werden häufig auf kleine Dörfer im ländlichen Raum, manchmal ohne ausreichende öffentliche Verkehrsanbindung, gebracht. Manchmal gibt es dort nicht einmal Geschäfte. Auch in den Großstädten gibt es nur selten die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Es dauert oft sehr lange, bis Refugees die Möglichkeit erhalten, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Geld, das sie dringend bräuchten, um einen Anwalt zu bezahlen, der ihnen im Asylverfahren zur Seite stehen könnte. Die medizinische Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum, ist für Refugees ungenügend. An dieser Stelle wollten wir gegensteuern. Wir haben Kontakt zu Refugees in Trier aufgenommen und sie dann in den Transferorten besucht. Heraus kam ein langer Katalog an Missständen in den Unterkünften, aber insbesondere auch der Wunsch die deutsche Sprache zu lernen. Mittlerweile ist das Projekt sehr groß geworden: In mehreren Bundesländern gibt es Teachers on the Road Gruppen – etwa in Frankfurt, Trier, Ludwigshafen, Darmstadt und Brandenburg.
Wie konkret geht ihr bei eurem Einsatz für Geflüchtete vor?
Wir besuchen Schutzsuchende in den Unterkünften, fragen nach ihren Wünschen und machen uns ein Bild der Zustände vor Ort. Gegebenenfalls intervenieren wir. Es handelt sich zum einen um Fälle, in denen die Lebensumstände menschenunwürdig sind. Das versuchen wir zu skandalisieren. In Haßloch wurde zum Beispiel eine Unterkunft durch das Engagment der Aktivist*innen vor Ort geschlossen. Zum anderen gibt es Fälle von falschen Sozialbescheiden. In einen Fall in Neuwied konnten wir zusammen mit juristischem Beistand das illegal einbehaltene Geld zurückfordern. Außerdem wollen wir zeigen, dass Refugees nicht alleine dastehen, wenn sie rassistischen Übergriffen ausgesetzt sind, wie in Prüm oder Ludwigshafen. Dann geben wir auch Deutschkurse und kommen so mit Refugees direkt in Kontakt. Damit versuchen wir die Isolation der Schutzsuchenden zu durchbrechen und eine freundschaftliche Atmosphäre zu bieten. Ziel ist dabei immer, den Flüchtlingen und Migrant*innen ein selbstbestimmtes Handeln zu ermöglichen, mit dem sie am sozialen, kulturellen und politischen Leben teilhaben sowie Kontakte zu den Menschen vor Ort knüpfen können, um so einer Abschottung und Isolation vorzubeugen.
Ich konnte verfolgen, dass sich im Moment sehr viele Menschen bei euch melden, die Deutschkurse geben wollen. Vor welchen Herausforderungen steht ihr im Moment?
Es ist schön zu beobachten, wie viele Menschen sich momentan ehrenamtlich engagieren wollen. Wir haben mittlerweile so viele Anfragen, dass wir gar nicht alle Menschen als Deutschlehrer*innen in unseren Kursen unterbringen können. Es fehlt uns speziell an Kursräumen. Wir haben sehr viele Refugees, die deutsch lernen wollen – jedoch: Wo soll das geschehen ohne Kursräume? Zudem sind wir ein ehrenamtliches Projekt. Das macht es schwierig, immer und sofort alle Anfragen zu beantworten. Trotz alledem werden wir das Projekt auch in anderen Städten starten und freuen uns auf jede neue Anfrage, speziell in Orten, in denen die Mehrheitsbevölkerung gegen Asylsuchende spricht, um dort die Refugees vor Ort zu supporten, z. B. in Heidenau oder Freital.
Die deutsche und europäische Politik ist gerade dabei die Reste des Asylrechts zu beseitigen bzw. die Menschen von vornherein aus dem Schengen-Raum auszusperren. Wie schätzt ihr die zukünftige Entwicklung ein, worauf können wir uns in nächster Zeit einstellen?
Das Asylrecht wird weiter eingeschränkt werden. Menschen sollen schneller abgeschoben werden. Gesetze werden weiter verschärft. Das ist kein plötzlicher Prozess, denn schon in den letzten Jahren gab es neue Gesetze zur Einschränkung des Asylrechts z. B. die Ausweitung einiger Balkanstaaten zu sicheren Drittstaaten. Das ganze System an Lebensbedingungen, Isolation, Einschränkungen, Abschiebung und Spezialgesetzen für Asylsuchende ist eine Art Stigmatisierung. Das alles hat mit rassistischen Mustern zu tun. Repressive Instrumente werden eingesetzt und vieles wird schon als normal in der Gesellschaft angesehen. Die Unterdrückung der Refugees kann auch als Experimentierfeld gesehen werden. Für uns als Supporter*innen mutet das schon schlimm an, aber für die Betroffenen ist der Aufenthalt in Deutschland oftmals eine weitere traumatische Erfahrung. Dazu kommen die vielen rassistischen Übergriffe, die fast täglich durch die Medien gehen. Vieles deutet auf eine gruselige Zeit hin.
Wir hoffen trotz der pessimistischen Aussichten das sich die Willkommenskultur ändern wird. Wir hoffen, dass sich eine Bleibekultur durchsetzen wird, die sich an den Wünschen und Probleme der Betroffenen orientiert.
Vielen Dank für das Interview!
Website von Teachers on the road
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Mailkontakt: office@nksnet.org
Und nicht vergessen: Bis 30. September gehen pro verkauftem Refugees Welcome Hoodie und Shirt 8 € bzw. 5 € an “Teachers on the road”. Und danach an andere antirassistische Initiativen im Münsterland …